und Chaos, ein ein Leben Leben im Kampf um eine menschliche Entwicklung für alle, für Gerechtig­keit und Sozialismus. Nur in diesem Kampfe er­leben wir das heute mögliche höchste Glück: einen Hauch, eine Ahnung des reichen Lebens, für das wir kämpfen. In diesen Wochen wurde mir klar, daß ich nichts geopfert" hatte, sondern daß ich, indem ich kämpfte und Gefahren und Verzichte auf mich nahm, das in unserer Zeit überhaupt mögliche reichste Leben führte. Mein Leben hatte sich gelohnt, war unendlich schön gewesen. Ein Bibelwort ließ mich nicht los:

,, Herr, nun lässest du deinen Diener in Frieden fahren,

denn meine Augen haben deinen Heiland

gesehen!"

Sind wir Sozialisten nicht diesem Priester ver­gleichbar, dessen ,, Frieden", dessen Lebenserfül­lung darin besteht, daß er kommenden Wert, kom­mendes Glück, für das seine Zeit noch blind ist, daß von dieser Zeit verdammt und gekreuzigt wird, empfindet, erkennt, in sich aufnimmt, ihm dient?

Gotteszell

Ende April 1942 kam ich auf Transport nach Schwäbisch- Gmünd , ins Frauengefängnis Gotteszell.

Während des Transportes kam ich mit einer Frau zusammen, die im Konzentrationslager Ravensbrück gewesen war. Ich fragte sie aus. Aus ihrem Be­richt wurde ich nicht klug. Nur soviel wurde klar: Ravensbrück mußte ein seltsames, dem normalen Menschen unverständliches Inferno sein. Nur Men­schen mit harten Muskeln, eisernem Willen, stäh­lerner Gesundheit hatten Aussicht, es zu überleben. Es bestand die Wahrscheinlichkeit, daß ich im Anschluß an die Gefängniszeit nach Ravensbrück kam. Wollte ich überleben, so mußte ich mit festen

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