Saal und wieder hinaus. Doch. Er hatte die Ge­ stapo benachrichtigt.

,, Lesen Sie mir bitte sein Protokoll vor!"

Man tat es nicht.

Aber jetzt gab ich zu, ihn um Hilfe zum illegalen Grenzübertritt gebeten zu haben.

In Gedanken ging ich unsere Gespräche durch. Es war manches politische Wort gefallen. Es war Krieg, und er war Wehrmachtsangehöriger. Ich hatte ihn, den Wehrmachtsangehörigen, zu einer Pflichtverletzung aufgefordert und im ,, staatsfeind­lichen Sinne" zu beeinflussen versucht.

Auf diese Verbrechen stand die Todesstrafe.

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Die Beamten bohrten: Wie heißen die Leute, die über die Grenze gebracht werden sollten? Warum wollten Sie sie über die Grenze bringen! Ich war überzeugt, daß mein Leben nichts mehr wert sei. Ob ich mich etwas mehr oder weniger belaste, dar­auf kam es nicht mehr an. Es mußte nur verhindert werden, daß auf irgendeinen anderen ein Verdacht fiel. Es konnte verhindert werden. Die Anklage lautete mit Freude las ich es später ,, Gegen Sprengel ohne Genossen".- Der jüngere Ge­stapomann, ein breiter ,, Bulle", wurde grob: ,, Na, sprichst du bald, Weibstück?" Der alte mischte sich ein, fragte mich väterlich, freundlich. Ich saẞ da und weinte. Ich weinte vor Mitleid mit mir selbst, vor trauriger Müdigkeit, vor Schmerz um die ganze Welt. In einer Waldschlucht aber, drei Kilometer von mir entfernt, wartete die Kame­radin. In Berlin warteten die Genossen. Ich hatte ihnen nicht helfen können. Ich hatte meinen Auf­trag nicht erfüllt.

Trotz dieser Müdigkeit, trotz dieser Trauer, trotz meiner Tränen war ich hellwach, überlegte ich jedes Wort.

Die Beamten brachten mich in den Gasthof zu­rück. Mit zitternden Händen packte ich meinen Kof­

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