Menschen", über die Grenze zu bringen. Hellberg senkte die Augen, ein seltsamer Ausdruck war in seinem Gesicht: er müsse sich die Angelegenheit überlegen. Morgen, mittag um 12 Uhr werde er mir Bescheid geben.
Am nächsten Mittag saßen zwei Gestapobeamte in der Wirtsstube. Harmlos dachte ich: hoffentlich stören sie mich nicht in meiner Arbeit, jetzt, kurz vor der Erreichung meines Zieles!
Hellberg kam, setzte sich zögernd an meinen Tisch. Am Nebentisch saß die Gestapo . Wir sprachen nur wenige Worte miteinander. Er aẞ rasch und ging fort.
Auch ich verließ die Gaststube, um unverrichteterdinge zu der wartenden Genossin zu gehen. Im Treppenhaus sprachen die Gestapobeamten mich an: ,, Sind Sie Frau Sprengel?"
,, Ja!"
,, Kommen Sie bitte mit. Wir haben einige Fragen
• an Sie zu stellen!"
Im Schulhaus wurde ein Protokoll aufgenommen. Zunächst die Personalien und mein Vorleben. Aus dem Justizdienst wegen politischer Unzuverlässigkeit entlassen! Ein Jahr KZ! Und jetzt war ich schon fast vier Wochen hier, unmittelbar an der Schweizer Grenze! Auffallend genug.
Sie wußten noch mehr: daß ich Juden über die Schweizer Grenze bringen wollte.
Ich bestritt es.
Hellberg habe es angegeben.
Ich blieb beim Bestreiten. Sollte uns jemand gehört haben? Unmöglich! Daß er mich verraten habe, erschien mir noch unmöglicher. Ich stellte mir sein Gesicht gestern abend und heute vor. Nein. Er hatte mich nicht verraten.
Die Tür ging auf. Er kam herein. Er sah mich nicht an. Sein Gesicht war rot. Er ging durch den
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