fer. Der Alte sagte freundlich zu mir: ,, So, und jetzt essen Sie noch zu Abend. Bestellen Sie sich etwas Gutes! Sie werden noch viel hungern müssen!" Dann fuhren wir mit dem Auto durch den Schwarz­ wald nach Donaueschingen .

Der alte Beamte sagte: ,, Sagen Sie mir doch etwas über die Leute, die Sie über die Grenze bringen wollten? Warum taten Sie es? Man stirbt doch nicht einfach für jeden x- beliebigen Menschen!"

Ein Schauer lief mir über den Rücken! ,, Man stirbt... Ich schüttelte den Kopf: ,, Nein, nicht für jeden x- beliebigen! Aber, es lohnt sich, um der Menschlichkeit willen zu sterben!" Ich faßte ihn an der Schulter, neigte mich zu ihm und sagte in beschwörendem Ton: ,, Sie wissen, was für Grau­samkeiten durch Deutsche und im Namen des deutschen Volkes geschehen. Ich bin eine Frau. Ich kann Grausamkeiten nicht ertragen. Ich kann nicht zusehen, ohne helfen zu müssen! Ver­stehen Sie das?"

Er sagte leise: ,, Sagen Sie die Namen! Wir er­fahren die Namen ja doch. Wir haben Mittel, Sie zu zwingen. Wir können Sie quälen."

Ich lehnte mich zurück und antwortete in ganz anderem, sicherem Ton: ,, Wenn die Lage nicht so ernst wäre, würde ich sagen: Wetten wir, daß Sie die Namen nie erfahren? Sie würden die Wette nicht eingehen. Sie sind ein viel zu guter Psycho­loge, als daß Sie nicht wüßten, daß es Menschen gibt, die man zum Geständnis nicht zwingen kann, und daß ich zu diesen Menschen gehöre."

Er brach das Gespräch ab.

Das Auto fuhr durch den verschneiten Schwarz­ wald . Es war eine herrliche Mondnacht.

Als wir vor der Gefängnistür standen, flüsterte mir der junge Beamte ins Ohr: ,, Freundchen! Glaube nicht, daß du so gut wegkommst! Der Alte hat

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