Grenze, euch den Grenzübertritt zu ermöglichen." ,, Heißt das, daß ich meine Mutter allein lassen muß?" fragte er mit heiserer Stimme.

,, Ja. Du bist Revolutionär. Du hast Pflichten, die allem persönlichen Gefühl, allen persönlichen Rück­sichten voranstehen. Du mußt versuchen, dein Leben zu retten."

Er hatte sein Gesicht abgewandt. Es war verzerrt. ,, Du kommst, wenn wir dich rufen?"

Er nickte.

Die Fahrt zur Grenze

Mit einem Redakteur des ,, Völkischen Beobachters" ging ich zusammen zur Entführung aus

Serail". Wir kannten uns von unserer Studenten­zeit her. Ich hatte ihn dringend um ein Zusammen­sein gebeten. Die Aufführung war vorzüglich. Ich hatte an ihr einen großen Genuß. Vielleicht gerade deshalb, weil die Spannung mich fast sprengte. Nach der Vorstellung gingen wir untergefaßt die verdunkelten Straßen entlang.

,, Wir brauchten Geld, um die Flucht der Ge­nossen ins Ausland durchzuführen.

Mit verhaltener Stimme trug ich ihm mein An­liegen vor: ich erwarte ein Kind. Ich könnte und wollte es nicht zur Welt bringen. Jetzt im Krieg, in den unsicheren Zeiten. Außerdem, er wisse ja, daß die Beziehungen zu meinem Mann nicht so glatt seien, daß ich ein Kind haben könnte. Er müsse mir 500 Mark borgen.

Schweigen.

Dann kam er unvermutet mit einem Gegenvor­schlag: er wisse einen zuverlässigen Arzt. Zu ihm wolle er mich bringen.

Das hatte ich nicht erwartet.

Hastig sagte ich: Ich hätte es satt, mich unter­suchen zu lassen, zu bitten, zu fragen, ob man mir

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