aber gewesen, diese Erkenntnisse und Meinungen über den kleinen Kreis der ,, führenden Persönlichkeiten" hinaus in die breite ,, unaufgeklärte" Masse. zu tragen. Für sie war der Zeitungs- Schmus", für sie waren die frisierten Radio- Meldungen. Auf daß sie parierten!
Ganz gab mir eines Tages den Auftrag, einen Angestellten zu überwachen, dessen Entlassung die NSDAP verlangt hatte, weil er ein übler ,, Hetzer" sei. Meine erste Rückfrage bei seinen Mitarbeitern ergab, daß der Mann ein ausgemachter Dummkopf sein mußte: am Tage seines Dienstantritts, sagte man mir, hätte er geäußert, das Hitlerbild verdiene ,, umgekehrt aufgehängt" zu werden!
Ich ließ ihn zu mir kommen, erklärte ihm, daß ich außerdienstlich zu ihm spräche, daß es mich nicht interessierte, was er tatsächlich gesagt habe und was er denke. In seinem eigenen Interesse müßte ich ihm aber raten, sich zu überlegen, was und zu wem er es spreche. Es liege nicht in seinem Interesse, seine Mitarbeiter gegen sich aufzubringen.
Ob er meine guten Ratschläge nicht beherzigte oder ob sie bereits zu spät kamen, weiß ich nicht. Jedenfalls fand einige Zeit darauf vor versammeltem Vertrauensrat gegen ihn eine hochnotpeinliche Verhandlung statt. Zu seiner Entschuldigung stammelte er immer nur: ,, Frau Sprengel hat mir gesagt... Ich habe Frau Sprengel gesagt..." Ich fühlte, wie ich rot wurde. Ganz sah mich nicht an. Mehrfach unterbrach er den sich Verteidigenden. Aber immer wieder kam dieser auf das Gespräch mit mir zurück. Hinterher sagte Ganz zu mir: ,, Der Betriebsobmann, dieser Trottel, hat nichts gemerkt! Gott Aber Ihnen möchte ich den persönlichen Rat geben, niemand mehr einen persönlichen Rat zu geben." Damit war die Angelegenheit zwischen uns erledigt.
sei Dank!
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