Gelegentlich ging Dr. Ganz in irgendeine Kneipe, führte dort lange Diskussionen oder brach auch ein­fach eine Prügelei vom Zaun. Strahlend konnte er dann mit seinen Wunden oder mit seinem zerfetzten Anzug prahlen.

Bei Bombennächten konnte es geschehen, daß er sich gegen alle Bestimmungen auf der Straße herum­trieb und sich mit der Luftschutzpolizei prügelte, wenn sie ihn in einen Keller nötigte.

Es kam vor, daß er 48 Stunden hintereinander arbeitete, vor Müdigkeit nicht mehr nach Hause kam und selbst im Winter irgendwo an einer Straßenecke erschöpft einschlief, wie ein ein Be­trunkener, betrunken von Tatendrang.

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Als der Konzernaufbau fast abgeschlossen war, sagte er mir einmal: ,, Meine Aufgaben hier sind bald erfüllt. Ich werde mich zur Luftwaffe melden. Ich habe aufgebaut. Jetzt möchte ich zerstören. Viele Tonnen Bomben möchte ich über Industriestädten abwerfen!" Er bemerkte, daß ich zurückzuckte: ,, Sie sind eine Frau! Sie können die zerstörerischen Leidenschaften eines Mannes nicht verstehen!"

Ich antwortete ihm mit einer Frage: ,, Liegt das nur daran, daß ich eine Frau bin?"

Zwischen dem Generaldirektor und mir ging monatelang eine Diskussion um die Frage: Be­ziehung Mensch zu Mensch.

Ich war einmal anwesend, wie er einen An­gestellten über andere Angestellte ausfragte, ihn gegen diese anderen aufhetzte und sich bemühte, Freundschaften zu zerstören. Er wollte erreichen, daß keiner seiner Untergebenen" zu dem anderen gute Beziehungen hätte. Er wollte erreichen, daß einer Feind des anderen sei.

BL

Er aber sollte gleichsam der Gott sein, dem alle vertrauten. Seine Philosophie war daher: Die Menschen sind niederträchtig, egoistisch und falsch,

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