Jeder tut gut daran, nur auf sich bedacht zu sein, niemand zu trauen, auch seinem besten Freund nicht. Ich stand dabei, wie er diese Theorie ent­wickelte, dachte mir mein Teil, froh, daß ich die Richtigkeit einer erfreulicheren Philosophie erprobt hatte. Er sah mich an. Als wir allein waren, fragte er: ,, Sie sind anderer Meinung?"

,, Ja", antwortete ich ,,, ich schätze mich glücklich, bessere Erfahrungen gemacht zu haben als Sie!"

Mein Gesichtsausdruck und meine Worte haben ihn noch lange beunruhigt. Noch einige Male in den kommenden Wochen und Monaten nahm er das Ge­spräch wieder auf: Er selbst glaubte an die pessimi­stische Philosophie, die er den anderen predigte. Er war gewöhnt, der Reichste zu sein. Es beun­ruhigte ihn daher, einen Menschen zu treffen, der in einem entscheidenden Punkt reicher war als er, und ihm seinen Reichtum nicht nehmen zu können.

Eine Tages kam ein Arbeiter in Küstrin zu Ganz und verlangte Lohnerhöhung. Er hatte die Hände in die Taschen gesteckt. Ganz erhob sich, steckte ebenfalls beide Hände in die Taschen und schrie den Arbeiter an: ,, Hände heraus! Du Lümmel!" Der Arbeiter blieb in respektloser Haltung stehen und wiederholte sein Verlangen. Er wurde schließlich durch Werkpolizei aus dem Direktionszimmer hin­ausgeworfen. Ganz diktierte ihm zu, daß er die schwerste Arbeit Balken aus dem Fluß heben zu machen habe. Der Arbeiter, schon von der Werk­polizei überwältigt, rief Ganz zu: ,, Jawohl! Jetzt werde ich am Fluß mich für einen Hungerlohn schin­den! Aber du, Freundchen, ihr Gesindel, ihr fliegt eines schönen Tages alle in den Fluß. Die Fische werden euch fressen!".

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Ganz berichtete mir den Vorfall: ,, Die Arbeiter­massen sind erbittert und voll Haß. Wehe uns, wenn die Staatsmaschine eines Tages schwach wer­

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