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wurden. Auf der anderen Seite waren die Beziehun gen zwischen Konzernspitze und Staat, vor allem dem Wirtschaftsministerium interessant: Der Kon­zern genoẞ die Unterstützung des Wirtschaftsmini­steriums, erhielt Kredite, konnte Aktien emittieren, sogar unter Anwendung staatlichen Druckes und be­die nicht erfüllt zu hördlicher Versprechungen werden brauchten. Er erhielt Rohstoffe und Arbeits­kräfte ,, zugewiesen". Zwei deutsche Zellstoff- Kunst­seidenwerke, die ihre Produktionsaufgaben nicht er­füllten, wurden dem Konzern zur Reorganisation ,, übergeben". Schließlich wurden alle entsprechen­den deutschen Unternehmungen durch das Reichs­wirtschaftsministerium zu einer Forschungsgemein­schaft unter seiner Leitung zusammengeschlossen. Die Bedingungen der Kreditverträge mit dem Reich waren bezeichnend: die Millionenkredite waren jederzeit kündbar. Der Direktor zögerte, ehe er unterschrieb, zuckte die Achseln und sagte: ,, Es ist egal."

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Interessant waren die Konzernleiter: rücksichts­lose, mutige, kraftvolle und kluge Menschen, außer­ordentlich leistungsfähig und beweglich. Einige Seiten ihres Wesens waren mir sympathisch. In vieler Beziehung empfand ich sie, empfanden wir uns gegenseitig als ,, verwandte Naturen". Wir sind miteinander gut ausgekommen.

Mit Dr. Ganz, meinem unmittelbaren Vorgesetz­ten, hatte ich lange Gespräche. Einmal setzte er mir auseinander: ,, Von 1000 Menschen sind 999 feige. Man kann sie leicht beherrschen. Man muß ge­legentlich mit der Peitsche knallen! Den einen Muti­gen aber muß man zum Freunde gewinnen!" Er rechnete mich wohl zu den Mutigen. Jedenfalls hat er mir gegenüber nie versucht, die auch gegenüber leitenden Betriebsfunktionären üblichen terroristi­schen Methoden anzuwenden.

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