durch eine neue Liebe, dadurch, daß er die Ein­samkeit nicht ertragen konnte, der Arbeit verloren.

Übrigens hatte ich persönlich es noch verhältnis­mäßig leicht: Nachdem mein Mann erkannt hatte, daß ich mich nicht zwingen ließ, wurden unsere Be­ziehungen besser: Wir blieben zwar offiziell ge­schieden, verbrachten aber manch ein Wochen­ende, die meisten Ferien zusammen.

Vor allem: politisch hat mein Mann sich in den folgenden Jahren einwandfrei verhalten. In einer schwierigen Situation hat er aus meiner Wohnung Material herausgeschafft. In den Jahren, in denen ich außerhalb Berlins lebte, war er bereit, für meine häufigen Fahrten nach Berlin mir ein Alibi zu geben, trotzdem wir uns oft überhaupt nicht sahen.

Die vermeintliche politische Hoffnungslosigkeit unserer Lage drückte ihn nieder, wenn er es sich auch nicht eingestand. Die Tatsache, daß ich jahre­lang politisch arbeiten konnte, ohne daß die Ge­ stapo die Möglichkeit zum Dazwischenschlagen fand, wurde ihm daher zu einem Trost.

Die Anregungen, die ich ihm, dank meiner Zu­sammenarbeit mit den Genossen, geben konnte, wurden ihm notwendig.

Wir sprachen nie mehr von meiner illegalen Ar­beit, aber sie war da, als ein Bestandteil meines und seines Lebens.

Ein Beispiel: Ich erwarte einige Genossen. Mein Mann ist bei mir. Er hilft mir den Tisch decken. Dann sage ich ihm: ,, Es ist Zeit, du mußt gehen." Und widerspruchslos verläßt er mich.

Oder: Mein Mann fährt bereits am Sonnabend­nachmittag mit dem Faltboot hinaus zum Zeltplatz, Ich komme, da ich in der Stadt noch zu tun habe, gegen Mitternacht nach. Ein halber Satz klärt zwischen uns die Frage, was den Bekannten über den Grund meines späten Kommens zu sagen ist.

9