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beobachteten uns dann aus der Ferne. Es war ein grauer, unfreundlicher Herbsttag, an dem dies geschah. Und grau und unfreundlich sahen die Menschen aus. Sie schmähten uns nicht, und ich glaube nicht, daß sie uns haßten. Den meisten war unser Schicksal wohl gleichgültig. Einige hätten uns wohl gerne ein freundliches Wort gesagt und wagten es nicht.
In der Nacht brannte in den Waggons der Gefangenen nur über dem Sitz des Polizisten ein spärliches Licht. Ich konnte aus der Dunkelheit unseres Waggons in den folgenden hellerleuchteten Spezialwagen der Geheimen Staatspolizei blicken. An langen Tischen saßen die Ge- stapoleute. Funkapparate, Schreibmaschinen und Regi- straturen waren in Bewegung. Es war ein Bild der Ge- walt und der Bürokratie, der rollende Befehlsstand der entmenschten Mächte, in deren Hände wir gefallen waren und die unser Los bestimmten.
Im Morgengrauen blieb unser Zug auf freiem Felde stehen. Wir glaubten, nahe der polnischen Grenze zu sein, und erwarteten nun den schmachvollen Akt, von einer Staatshoheit einer anderen übergeben zu werden. Ein Vaterland, dem wir uns einst durch freie Wahl ver- bunden gefühlt hatten, würde uns in ein anderes Vater- land stoßen, mit dem uns ein Papier und sonst wenig oder nichts verknüpfte. Es geschah aber gar nichts. Es war, als ob man uns hierher gefahren hätte, auf einen Acker, neben Kartoffelland und gestoppelten Getreide- feldern, um vor uns aus trüben Nebeln eine traurige
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2 Littner, Aufzeichnungen


