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Wir haben große Tage erlebt, und ich freue mich, daß es München war, wo der Welt, September 1938, der Frieden gegeben wurde. Auch ich habe Hitler und Mus­ solini , Daladier und Chamberlain gesehen. Sehr aus der Ferne natürlich. Aber mein Optimismus bewährte sich: es gibt keinen Krieg.

Ein Bekannter brachte mir die Neue Züricher Zei­ tung . Er steckte sie mir verstohlen zu, als fürchtete er, beobachtet zu werden. In Frankreich , in England, in Amerika melden sich kritische Stimmen zu unserem Ab­kommen von München . Besonders in England wird Chamberlain, der, als er zu Hause aus dem Flugzeug stieg, seinen Landsleuten das schöne Wort vom ,, Frieden für unsere Zeit" zurief, heftig angegriffen. Man beschul­digt ihn zu großer Nachgiebigkeit gegen den deutschen Kanzler. Der Krieg ist vermieden; mir scheint es leicht, jetzt zu schreiben, man hätte ihn riskieren müssen. Für wen sprechen diese Journalisten? Für ihre Völker? Ich glaube nicht, daß irgendein Volk auf der Welt sich den Krieg wünscht. In Deutschland sah ich keine Kriegs­begeisterung. Über den Karlsplatz marschierten Sol­daten. Man jubelte ihnen nicht zu. Es war mehr Furcht als Begeisterung in den Augen der Menschen, ein stum­mes Fragen: muß es denn sein, und wer wird es über­

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