raffinierten Werbungsmethode zur Teilnahme an den äußersten Formen des Verbrechens ist. Ich lasse den Gedanken nicht zu, daß sich Sakowski eine so lebensgetreue und so präzis wahrhaftige Version seines Gesprächs mit Ettlinger hat ausdenken können.
Man befragt ihn zuerst so ganz nebenbei über den Zustand seiner Gesundheit und seiner Nerven, sodann geht das Gespräch zu dem Thema über, ob er, Sakowski, persönlich es fertigbrächte, einen Menschen zu henken, der ein kleines Mädchen vergewaltigt hat. Man berührt vorsichtig die tiefsten allgemein menschlichen Gefühle. Bringt sie in Bewegung. Er antwortet bejahend, er könne persönlich so einen Menschen umbringen. Dann stellt man ihm die Frage, ob er einen Polen henken könnte, der ein deutsches Mädchen vergewaltigt habe. Man berührt einen Komplex anderer Gefühle, der nationalen.
Doch das Wichtigste besteht nicht hierin. Ist er doch nach der Verbüßung seiner Strafe trotzdem im Gefängnis, ohne Gericht und Untersuchung in einer anderen Angelegenheit. Er befindet sich im Lager mit der einzigen Aussicht, entweder bis zur gänzlichen Erschöpfung hier zu verbleiben oder einem früheren Ende entgegensehen zu müssen. Auch dies hatte der Werber in Betracht gezogen. » Davon, daß du den Henker machen willst, werden wir dem Lagerführer Kenntnis geben, und du wirst von ihm ein gutes Zeugnis erhalten. Das wird für dich günstig sein. Auf eine Anfrage werden wir dann antworten, daß du dich gut aufführst, und vielleicht wirst du dann bald entlassen werden«, sagte man ihm.( Band II, Sakowski am 21.12.1946.) Sakowski war 20 Jahre alt.
Man darf auch nicht vergessen, daß auf ihn vielleicht auch schon das Gift der faschistischen Ideologie gewirkt hatte. Er durchblätterte schmutzige Artikel des Henkers Göring im» Völkischen Beobachter« über die Rolle der Konzentrationslager als Müllkasten für allerhand Abfälle aller Nationalitäten. Man demoralisierte ihn, zersetzte sein Gewissen und zerbrach in ihm die inneren Federn des natürlichen menschlichen Widerstandes und warb ihn für das
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