Die Anklagerede
Gehalten im Prozeß gegen die SS - Verbrecher von Sachsenhausen von dem sowjetischen Ankläger, Staatsrat der Justiz zweiter Klasse F. A. Beljaew, am 30. Oktober.¹)
Genosse Vorsitzender, Genossen Mitglieder des Militärtribunals!
Mit dem Gefühl tiefer Trauer über die vielen Tausend unschuldig gemordeten Söhne und Töchter fast aller Völker Europas beginne ich meine Anklagerede in der gegebenen Strafsache. Zusammen mit Ihnen, Genossen Richter, haben wir hier die schreckliche, blutige Geschichte des Todeslagers Sachsenhausen gehört, eine Geschichte, die alle Schrecken des Mittelalters in den Schatten stellt.
Der deutsche Faschismus, der das Scheußlichste und Niederträchtigste in sich aufnahm, was die Geschichte kennt, war ein Meister in der Erfindung immer neuer Methoden und Werkzeuge zur Unterdrückung, Unterjochung und massenweisen Vernichtung der Völker und übernahm es, die räuberischen Pläne zur Eroberung der Weltherrschaft zu verwirklichen.
Dem faschistischen Terror fielen Menschen aller Berufe, Vertreter der verschiedensten Gesellschaftsgruppen und Schichten zum Opfer: Arbeiter und Handwerker, Bauern und Fischer, Büroangestellte und Kaufleute, Offiziere und Geistliche, Lehrer und Studenten, Ingenieure und Gelehrte, Schauspieler und Schriftsteller.
Die größten Opfer jedoch hatte die Arbeiterklasse und die fortschrittliche Intelligenz zu tragen.
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¹) Die Anklagerede wird in gekürzter Fassung wiedergegeben.


