Staatsanwalt: Wie war die Verpflegung im Lager?

Baumkötter: Die Verpflegung war schlecht, sehr schlecht. Vor allem fehlte das Eiweiß als wichtigster Aufbaustoff. Da­durch baute sich der Körper langsam, aber sicher selbst ab.

Diese Geständnisse flossen sehr freimütig von Baum­kötters Lippen, denn für alle diese eben geschilderten Ver­hältnisse fühlte er sich nicht verantwortlich. Aber auch im weiteren Verlauf der Vernehmungen muß sich Baumkötter fortgesetzt zu Geständnissen bequemen.

Die Ärzte Sachsenhausens hatten es sich zu einem Son­dervergnügen gemacht, Häftlinge, welche auf dem Bock verprügelt worden waren, sofort nach dem Strafvollzug Kniebeugen machen zu lassen, was natürlich äußerst qual­voll war. Baumkötter entblödete sich nicht, dies als einen » Sport< hinzustellen, der von den Häftlingen selbst als> wohl­tuend« empfunden worden sei.

Staatsanwalt: Zu welchem Zweck haben Sie und die Ihnen unterstellten Ärzte Häftlingen nach der Verprügelung auf dem Bock befohlen, Kniebeugen zu machen und>> Sport<< zu treiben?

Baumkötter: Das war in Sachsenhausen seit langem Brauch und diente der besseren Blutzirkulation.

Staatsanwalt: In Wirklichkeit trifft das nicht zu. Baumkötter: Die Häftlinge sagten aber aus, daß der letzte Effekt dieser Handlung ein guter gewesen sei.

Staatsanwalt: Warum haben die Häftlinge dann nicht von sich aus freiwillig Kniebeugen gemacht und mußten dazu erst gezwungen werden?

Baumkötter: Ich habe festgestellt, daß Häftlinge von sich aus Kniebeugen machten.

Staatsanwalt: Vollkommen freiwillig?

Baumkötter( verwirrt, verlegen): Jawohl. Ich denke ja. Vielleicht taten sie es auch, weil sie von früheren Bestra­fungen her wußten, daß sie es sowieso machen müßten. Staatsanwalt: Angeklagter Baumkötter, war das nicht in Wirklichkeit eine weitere zusätzliche Mißhandlung? Baumkötter: Heute muß ich es allerdings so auffassen.

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