Frauen und Kindern, und schließlich bestätigt er nicht nur den ungeheuerlichen Plan zur Versenkung sämtlicher überlebender Häftlinge auf offenem Meer, sondern macht darüber hinaus die aufsehenerregende Mitteilung, daß dieser Plan keinesfalls utopisch war, sondern von anderen Lagern tatsächlich durchgeführt wurde.
Höhn: Ich habe persönlich von dem Kommandanten des Lagers Neuengamme , Pauli, gehört, daß zwei große Schiffe mit Häftlingen aus dem Lager ins Meer versenkt wurden. Staatsanwalt: Also gab es bereits eine Vernichtungsmethode durch Versenken von Häftlingen ins Meer? Höhn: Jawohl, die gab es.
Staatsanwalt: Und wenn diese verbrecherische Absicht mit den Sachsenhausener Häftlingen nicht verwirklicht wurde, dann geschah dies unabhängig vom Willen der Lagerführung?
Höhn: Jawohl. Die übriggebliebenen 45000 Häftlinge unseres Lagers wurden nicht deswegen nicht ersäuft, weil es die Lagerführung nicht wollte, sondern weil wir durch das schnelle Vorrücken der Roten Armee daran gehindert wurden.
Körner, Michael. Der dritte Hauptangeklagte, der ehemalige dritte Lagerführer von Sachsenhausen, Michael Körner, nennt sich» Berufssoldat«. Er ist auch heute noch davon überzeugt, daß ihm das» Soldatische« im Blute liegt. Er ist groß und schlank, sein Gesicht ist scharf profiliert, das Haar streng, glatt gescheitelt. Sein Äußeres prädestinierte ihn weit eher zum Uniformrock, als dies bei seinem ehemaligen Vorgesetzten und Lehrer im Mordunterricht, Höhn, der Fall war.
Körners Gesichtsausdruck verrät keinerlei innere Regungen. Die fahle Blässe verleiht dem Gesicht eine eisige Kälte. Wer in einer preußischen Kaserne» geschliffen« wurde, kennt diesen Typ des harten, erbarmungslosen Exerziermeisters, der zu seinem Vergnügen durch bloßes Daumensenken und -heben ganze Kompanien in die völlige Erschöpfung hetzte. Just von diesem Schlage ist Körner, von jenem Schlag des
73


