Bürger auch nach der Massenaktion vom Herbst 1941 sy­stematisch weiter vernichtet wurden, wurden durch die Vernehmung der Angeklagten Hempel und Sorge vollauf bestätigt.

Blockführer Hempel gab an:

Anfang 1944 wurden unter Leitung von Höhn und mit meiner Beteiligung 6 Russen und Polen erschossen, die von der Berliner Gestapo eingeliefert worden waren.

Im Sommer 1944 nahm ich zusammen mit dem Rapportführer Böhm 8, Ostarbeiter aus der Lagerkommandantur in Empfang, die von der Gestapo zur Vernichtung in das Krematorium eingeliefert worden waren. Unter ihnen befanden sich Sowjetbürger, die zwangs­weise zur Arbeit nach Deutschland verschleppt worden waren.

Ich begleitete die ganze Gruppe zum Erschießungsort und bewachte sie so lange, bis Höhn sie erschoẞ.

Im Dezember 1944 beteiligte ich mich an der Erhängung von 3 Sowjetbürgern im Schießstand des Lagers.( Band IV, Seite 11.)

Sorge machte die Aussage, daß er persönlich vom De­zember 1941 bis zum Mai 1942 an der Erschießung von 25 Häftlingen teilgenommen habe, unter denen 15 oder 16 Russen waren.( Band III, Seite 149 und 150.)

Im Lager Sachsenhausen wurden Sowjetbürger nicht nur auf Befehle von oben vernichtet, sondern die SS - Leute er­mordeten sie auch aus eigener Initiative. Die Willkür wurde durch das persönliche Beispiel der Lagerführung gefördert. Der Angeklagte Kaindl gestand, daß er im Jahre 1944 nach seinem Ermessen einen ukrainischen Häftling am Lagertor erhängen ließ.( Band II, Seite 18.) Dasselbe bestätigt auch der Angeklagte Höhn.( Band II, Seite 96.)

Der ehemalige Häftling Philipp Götz, der als Zeuge ver­nommen wurde, sagte aus:

Oberscharführer Schubert war im Lager durch seine Grausamkeit bekannt. Ich habe selbst gesehen, wie Schubert im Jahre 1943 an einem Sonntag zwischen 12 und 13 Uhr 2 Russen, die am Tor , strammstanden', durch das Fenster des Blockführerzimmers erschoẞ. Später erfuhr ich von Häftlingen, daß Schubert diese Russen zu seinem Vergnügen erschossen hatte.( Band VIII, Seite 225.)

Um die Häftlinge in Angst zu halten, ließ die Lagerleitung regelmäßig öffentliche Hinrichtungen durch den Strang

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