Der bei der Entlassung erteilten Auflage nach mußten wir uns bei dem für das Lager Auschwitz zuständigen SD- Kom­mandeur in Krakau , Pomorska 2, melden. Der Empfang dort durch einen Obersturmführer der SS wird uns vier Entlasse­nen wohl ebenfalls immer in Erinnerung bleiben. Er stellte unter anderem die Frage an uns, was wir wohl nun zu tun gedächten, und als er hörte, daß wir wieder arbeiten wollten, brüllte er mit krebsrotem Gesicht los:

دو

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Das kommt für

Waaaaas?- Arbeiten wollt Ihr? Euch gar nicht mehr in Frage! Ihr werdet jetzt Soldat und geht ins Feld, dort könnt Ihr dann gut machen, was Ihr ge­sündigt habt! Unser Führer braucht Soldaten!"

Nachdem mir nach allen überstandenen Leiden durch die Gestapo auch noch eröffnet worden war, daß mein Vermögen, Mobiliar und Presse- Kameras wegen ,, staatsfeindlicher Be­tätigung zu Gunsten des Reiches eingezogen würden", ver­ließen wir in Gedanken Goethes Götz zitierend den tobenden Obersturmführer beim SD.- Kommandeur.

Es kam auch so, wie es kommen mußte. Kaum in der Heimat nach endloser Fahrt gelandet, war auch schon der Einberu­fungsbefehl zur deutschen Wehrmacht da, der ich dann, nicht wie es der SD- Kommandeur gewünscht, im Felde, sondern im Heimatgebiet trotz mehrmaliger Versetzung zu Marschkom­panien bis zum endgültigen Zusammenbruch der Kriegs­maschinerie Hitlers , angehörte.

Noch lange Zeit stand ich, die Gefahr nicht achtend, auf illegalem Wege mit den im Lager zurückverbliebenen alten Kameraden im Briefwechsel. Anfang des Jahres 1945 wurden durch Bomben der Royal- Air- Force die zum KL. Auschwitz gehörenden Rüstungsbetriebe ,, Buna- Werk", ,, DAW" ( Deutsche Ausrüstungs- Werke!) und andere zerstört, die Gas­kammern und Krematorien von der abziehenden SS gesprengt, nachdem vorher noch Massenvergasungen durchgeführt wor­den waren. Der Rest der Häftlinge wurde in wochenlangen Fußmärschen durch das winterliche, froststarrende Land in andere Lager übergeführt.

Damit hatte das Todeslager Auschwitz aufgehört, als solches zu bestehen

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!

Heute noch packt mich das Grauen, wenn ich den Namen Auschwitz höre und es klingt mir immer wieder der Schrei in den Ohren von tausenden und abertausenden unglücklicher Leidenskameraden, die dort Entsetzliches und den Kulturvöl­kern Unfaẞbares erlitten.

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