ßen und wurden im Keller eines abseits gelegenen Blockes eingesperrt versteckt gehalten. Solange sich eine Kommission im Lager aufhielt, blieben sie unsichtbar. Die Totenkisten, die gewöhnlich hinter dem Block 28 aufgestapelt standen, ver- barg man auf dem Boden des Blockes. Sogar der Leichen- keller wurde abgeschlossen und an der Tür ein Schild mit der AufschriftVorsicht! Infektionsgefahr! befestigt. Im Lager würden nur kräftig aussehende Häftlinge zur Arbeit eingesetzt, die man für diese Zeit aus der Küche, Magazinen und ähnlichen guten Arbeitsplätzen herholte.

Einmal erschienen Vertreter der neutralen ausländischen Presse, das andere Mal wieder war es eine Militärkommission mit einem hohen General an der Spitze. Wieder ein anderes Mal Parteifunktionäre vom Ortsgruppenleiter aufwärts oder eine Abordnung von HJ. -Führern. Ja selbst Himmler und der Inspekteur aller Konzentrationslager, SS-Obergruppenführer Pohl inspizierten das Lager.

Die Lagerkapelle empfing solche Besucher stets- mit klin- gendem Spiel am Tor. Der Schutzhaftlagerführer mit seinen Offizieren begleitete sie im Rundgang durch das Lager, immer nur das zeigend und erklärend, was er für gut befand, nicht was die anderen interessierte. Doch konnte man an dem sar- kastischen Lächeln deutscher Kommissionsmitglieder un- schwer auf das Einverständnis zwischen Lagerführung und Besucher schließen. Obwohl man die Not und das Elend im Lager nicht öffentlich zur Schau stellte, wußten sie alle, wie es in Wirklichkeit aussah. Kam da einmal eine Kommission, bestehend aus Parteiführern und Pressevertretern gerade in dem Moment ins Lager, als Geld ausgezahlt wurde. Das war aber keine Lohnzahlung, denn für die von uns verrichtete Ar- beit gab es keine Entlohnung. Jeder von uns, mit Ausnahme der Juden, durfte sich von seinen Angehörigen Geld über-; weisen lassen, das auf ein Konto gutgeschrieben wurde und von dem er jeden Monat einmal, je nach der Höhe seines Gut- habens, bis zu zwanzig Reichsmark ausgezahlt erhielt. Da- durch hatten wir die Möglichkeit, in der Häftlingskantine Zi- garetten, Gemüsesalat oder Sauerkraut zu kaufen.' Etwas an- deres gab es ja nicht.

Die Kommission sah den Auszahlungen eine Weile schwei- gend zu, dann stellte einer dem Lagerführer die Frage:

Warum erhalten die Häftlinge nicht alle gleiche Beträge? Der Lagerführer gab bereitwilligst Auskunft:

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