So lag ich denn für die nächsten Wochen im Krankenbau, nicht fähig, mich allein vom Lager zu erheben. Kameraden mußten mich stützen und tragen....

Allmählich trat in mein Befinden wieder eine Besserung ein. Doch noch immer konnte ich mich nur mit größter An­strengung bewegen. Glücklicherweise nahm der damalige La­gerarzt SS- Obersturmführer Popirsch von uns Kranken soviel wie keine Notiz. Lediglich die polnischen Häftlingsärzte be­mühten sich mit aller Sorgfalt um uns. Aber auch die rast­lose Tätigkeit und Fürsorge des Krankenbau- Lager ältesten Hans Bock, eines Reichsdeutschen aus Westfalen, wurde von uns allen dankbar empfunden.

Bock mißhandelte nie einen Häftling, für jeden hatte er ein Wort des Trostes und war immer freundlich und hilfsbereit. Es ist bedauerlich, daß gerade er, der seit dem Jahre 1933 in mehreren Lagern seine Haftzeit verbringen mußte, darunter auch in Esterwege und Oranienburg ( Sachsenhausen), im Jahre 1944 am Fleckfieber im Lager starb....

Während meines Aufenthaltes im Krankenbau hatte auch die Lagerführung gewechselt.

Obersturmführer Meier war versetzt worden und sein Nach­folger SS- Hauptsturmführer Fritsch gab seinem Vorgänger an Strenge, Unmenschlichkeit und Brutalität nichts nach.

Besonders liebte er es, an den freien Sonntag- Vormittagen ,, Sport " anzuordnen, dem er dann mit dem zweiten Lager­führer Schwarz als Zuschauer beiwohnte. Während seiner Dienstzeit in Auschwitz stiegen die Lagerstrafen ins Unermeß­liche. Auf dem Dache der Lagerküche ließ er in großen Let­tern den Spruch anbringen:

,, Es gibt nur einen Weg zur Freiheit.

Seine Meilensteine heißen:

Gehorsamkeit Fleiß

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Sauberkeit

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Ehrlichkeit Wahrhaftigkeit- Opfersinn Und Liebe zum Vaterlande!"

Diesen Spruch mußten wir lernen und oft wurden wir über­raschend auf Kenntnis desselben geprüft. Wer ihn nicht flie­Bend hersagen konnte, wurde bestraft. Nur den Juden und fremdvölkischen Häftlingen war es verboten, die letzten Worte von der ,, Liebe zum Vaterlande" auszusprechen.

Fritsch war es auch, der im Herbst 1940 den Befehl heraus­gab: ,, Bis zum Abendappell muß Auschwitz judenfrei sein!" Dieser Befehl brachte den ersten schwarzen Tag von Auschwitz .

3 de Martini, 4 Millionen

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