, Man soll halt vorsichtig mit der Auswahl seiner Eltern sein", meinte der Würzburger.

Stackelbergers Stahlfeder kratzte laut über das Papier. Er saẞ breit über den Tisch gebeugt und stöhnte und fluchte dann und wann. Der Brief war ihm sehr wichtig.

So müde Hermann auch war, er konnte nicht einschlafen. Er mußte all die Zeit an Emma und an die Mutter denken, vor allem an Emma. Sie wartete darauf, daß er sie heiraten werde. Von Beruf war Hermann Mechaniker. Man konnte sechzig Mark die Woche machen, wenn es viel Arbeit gab gar siebzig. Allerdings gingen davon noch die Abzüge ab, doch es war ein guter Lohn. Hermann wollte Emma heiraten. Er war nicht bescheiden. Er dachte an eine Wohnung mit zwei Stu­ben und einer Küche. Sie würden sicher bald Kinder haben. Daß er nicht mit ihr gegangen war, ärgerte ihn sehr. Emma war groß und sehr kräftig.

Was jetzt werden sollte, konnte man wirklich nicht wissen. Hermann hörte seine Mutter schreien: ,, Krieg!" Emma würde zu ihr kommen und nach ihm fragen.

,, Hermann", rief Hühnchen leise neben ihm ,,, Hermann, du hast Glück gehabt, du warst noch mal zu Hause. Wie ist denn eigentlich die Deinige?"

,, Sehr groß", flüsterte Hermann in seiner Müdigkeit und wunderte sich über sich selbst ,,, sie hat ganz blonde Haare und dunkle Augenbrauen."

,, Das ist hübsch", meinte Hühnchen. ,, Bei uns zu Hause gibt es auch zwei solche, es sind Schwestern."

,, Nein", antwortete Hermann ,,, du kannst sie nicht mit ihr vergleichen."

Dröhnend wurde auf dem Gang eine Tür zugeschlagen. Der schrille Ton einer Trillerpfeife klang vom Hof herauf. Stackel­berger stand hilflos, den Brief in der Hand, mitten in der Stube zwischen den geschäftigen Kameraden. Schließlich

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