schenden, nackten Sohlen in die Ecke, wo im eisernen Gestell der Waschkrug stand. Er hob den Krug an und trank daraus. Er spürte großen Durst, denn er hatte in der Nacht getrunken. Bier wäre besser, dachte er, Bier ist das beste bei solchem Katerdurst.
Den Krug absetzend betrachtete er mit Mißfallen sein Gesicht im Spiegel; es sah verquollen aus. Da stellte er die Waschschüssel auf den Boden, trat hinein und goß sich den Krug über den Kopf. Natürlich ging das meiste daneben. Das Wasser lief über das kurze Stück Linoleum und floẞ in die breiten Ritzen zwischen den Dielen.
Die Feuchtigkeit auf seinem Leibe tat ihm wohl, so zögerte er, sich anzuziehen.
Wieder stieß die Mutter die Tür auf, aber sie erschrak vor dem nackten Mann, der ihr Sohn war. Hermann zog rasch die Hosen an und rief: ,, Komm schon herein!"
,, Du hast wohl gestern die Uhr vergessen?" fragte sie und schüttelte den Kopf, dann sah sie das Wasser auf den Dielen.
,, Ich muß es aufwischen, sonst läuft's durch!" schalt sie und holte einen Lappen aus der Küche. Der Sohn sah zu, wie sie auf den Knien hockte und aufwischte.
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, Wegen dem bißchen hättest du dich nicht aufregen brauchen", meinte er.
Sie warf den feuchten Lappen in die Waschschüssel und sah zu ihm hoch. ,, Was steht denn drin in dem Telegramm?" fragte sie und schimpfte:
,, Auf dem Tisch liegt's, auf dem Tisch! Kannst du nicht sehen mit deinen verschwiemelten Augen?"
Die dicken Finger des Soldaten falteten das Papier auseinander, das laut knisterte.
Die Frau saß immer noch auf den Knien und sah ihn an, seinen Kopf, mit der dicken Nase, die nackte Brust voll blonder Haare. Das ist nun meiner, dachte sie. Sie war stolz auf
8 Kunigunde
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