den Wäldern, aßen in einem Dorfwirtshaus zur Nacht und tranken eine Flasche Wein. Kurz vor Mitternacht erst brachen sie auf, um durch das mondhelle Tal zurückzukehren.
Erwin sprach wenig, er konnte nicht so unbekümmert lachen wie sonst, und er war gehemmt in seiner Hingabe an Josefa durch ein dumpfes, bohrendes Gefühl der Schuld. Mit gerunzelter Stirn ging er an Josefas Seite dahin, sah des Mondlichts zaubernde Kühle über ihr sanftes Gesicht streichen. Er hörte ihren Atem im nächtlichen Schweigen des Waldes, und seine Augen errieten im Schatten der Bäume die geliebten Formen ihres Leibes. Ihr Verlangen spürte er, und auch der Enttäuschung wurde er sich bewußt, die seine Kälte, sein Schweigen, seine zerstreute, absichtslose Zärtlichkeit in ihr anhäufte. Er fühlte, wie sie ihm ferner und ferner rückte. Er nahm es mit Bestürzung wahr und lehnte sich auf.
In erregten, hastigen Worten sprach er endlich von der Begegnung mit den Eltern, von der Krankheit der Mutter, von seiner Ungewißheit und seiner Sorge. Auch davon sprach er, wie notwendig es für ihn sei, der Mutter ihr Geheimnis
anzuvertrauen.
,, Ich hätte es schon lange tun sollen", sagte er. ,, Nun habe ich es auch noch heute morgen versäumt."
Sie gingen hügelan über einen feuchten, grasbewachsenen Pfad, der durch einen Hain junger Birken führte. Josefa schwieg, aber sie lehnte ihre weichhäutige Wange an seine Schulter.
Aufgebracht durch ihr Schweigen, hinter dem er Ablehnung, ja Feindseligkeit zu spüren meinte, rief Erwin: ,, Du kennst sie nicht. Sie ist das beste Wesen auf der Welt."
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, Sicher liebt sie dich sehr", sagte Josefa ruhig. Sie schien
zu lächeln. Erwin erschrak und wünschte, daß er nie zu wählen
haben müsse zwischen Josefa und der Mutter.
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