ging. ,, Das Kopfkissen ist ja ganz schief. Ich werde es dir geraderücken."

Da wäre sie nun wirklich beinahe auf sein Geheimnis ge­kommen. Vor Schreck brach ihm der Schweiß aus den Poren. Louise, die ihm mit der Hand über das Gesicht strich, wun­derte sich: ,, Du bist ja ganz naß und heiẞ! Hast du am Ende Fieber?"

Er schloß rasch die Augen und tat, als ob er schon schliefe. In dieser Nacht überlegte er, ob Louise nicht doch recht habe mit dem, was sie so sagte von der Ehrlichkeit und von der Lüge, vom Guten und vom Bösen, und er dachte daran, ihr alles zu gestehen.

Am nächsten Morgen jedoch erwachte sein Stolz. Konnte er so leichthin aufgeben, was er mit Kühnheit erworben und unter ständigen Gefahren verteidigt und bewahrt hatte? Und dann natürlich empfand er Furcht vor den Folgen, die ein Geständnis für ihn haben würde. Zu gut kannte er die Be­wegung, mit der Louise ihren Hausschuh vom Fuẞe zog. Sie schlug unheimlich hart damit zu. So war ihm der Weg der Reue verschlossen. Und ein trauriger Trotz stieg in ihm aus der Erinnerung an Louises Erzählung auf: wenn er nun ein­mal keinen Vater und keine Mutter hatte, wenn er nun doch einmal nicht als ein rechtschaffener Mensch auf die Welt ge­kommen war-.

Aber das Bewußtsein bedrückte ihn, daß er etwas getan hatte, was Louise für schlecht und verdammenswert hielt. Er wollte gut mit ihr sein, denn sie war der einzige Mensch, den er besaẞ.

So traten zu den Sorgen und Ängsten, die ihm sein Besitz bereitete, innere Qualen. Und immer drückender wurde die Last auf seinem Herzen. Er erwog in seiner Not, ob er sich nicht das Leben nehmen sollte, wie es der Uhrmacher Kurz­mann in der Unteren Roẞgasse getan hatte. Als die Polizei

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