nicht lassen, denn dort würde Louise sie finden. Aber wo sollte er nur hin mit ihnen? Kein Platz schien ihm sicher genug. Man konnte nie wissen, ob Louise nicht plötzlich von Reinlichkeitswut befallen die kleine Wohnung von oben bis unten auf den Kopf stellen würde. Arnold entschied sich dafür, die Eiszapfen in der Hosentasche bei sich zu tragen, obwohl sie ihm dort mit ihrem ständigen Klimpern und Klirren keine Ruhe ließen.
Wie unglücklich wurden diese Vorweihnachtstage für ihn! Er konnte sich über nichts freuen, und Louises Zärtlichkeit in diesen Tagen machte alles nur noch schlimmer. Sie sprach von Gottlieb, der ihr Mann gewesen war. Er hatte bei der Eisenbahn gearbeitet und hatte bei einem Zusammenstoß das Leben verloren. In ihrer tiefen Einsamkeit und Verzweiflung war Louise nur von einem Wunsch erfüllt gewesen: sie hatte ein Kind haben wollen, ein Wesen, um das sie sich sorgen, dem sie Liebe und Zärtlichkeit geben konnte. Und da war ihr der Zufall zu Hilfe gekommen. Eine Freundin aus Wildgarten im Harz hatte ihr geschrieben, daß es dort ein Kindlein gäbe, einen winzigen Buben, der weder Vater noch Mutter besaß. So waren Louise und Arnold zusammengekommen.
Arnold kannte diese Geschichte schon, und sie stimmte ihn immer sehr traurig. Auch wußte er, wie Louise diese Erzählung zu beenden pflegte. ,, Und ich hab mir geschworen, aus dir einen rechtschaffenen, guten Menschen zu machen", sagte die gebeugte, eulengesichtige Louise. ,, Auf den Reichtum kommt es nicht an, sondern auf das ehrliche Herz."
Und damit umarmte sie Arnold, der nun zitterte, daß sie die Eiszapfen entdecken werde.
Noch einmal an diesem Abend griff ihm die Angst bis ins Herz. Louise kam, was sie nur selten tat, an sein Bett und gab ihm einen Gute- Nacht- Kuẞ.
,, Aber wie liegst du denn da, Junge", sagte sie, bevor sie
79


