Hand hervorzuziehen und die Beute zu verzehren. Sie schmeckte süß und säuerlich zugleich, war trocken und saftig, zäh und doch weich.
Unvergleichlich war ihr Wohlgeschmack, und bald wurde es Arnold zur Gewohnheit, ja zum Bedürfnis, bei jedem Gang in den Konsum einen raschen Griff in die großen Fässer zu tun. Gewiß klopfte sein Herz heftig dabei, doch verminderte das den Reiz des Abenteuers nicht; außer den getrockneten Früchten nahm er auch noch das Bewußtsein seiner Kühnheit mit nach Hause.
Er wurde immer verwegener, steckte ganze Hände voll ein, und tat es sogar dann, wenn Louise dabei war. Einmal überraschte sie ihn auf dem Heimwege, als er einen Pflaumenkern ausspuckte. Es gab ein langes Verhör. Nur mit Mühe und mit großer Klugheit, wie Arnold sich selber sagte gelang es ihm, die Entdeckung zu verhindern.
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Auch diese Warnung schreckte ihn nicht ab. Seine Kühnheit und auch seine Begierde wuchsen. Sie wurden angestachelt durch die außergewöhnlichen und schönen Dinge, die mit dem Herannahen des Weihnachtsfestes in immer größerer Zahl in dem Laden auftauchten. Schimmerndes Lametta, leuchtende Glaskugeln, silberne und gar goldene Tannenzapfen. Am allerschönsten, ja von traumhaftem Reiz aber waren für Arnold die aus Glas gedrehten Eiszapfen. Sie glänzten in einem mit Watte gefütterten Pappkarton, der auf dem Ladentisch direkt unter einer Lampe stand, und waren darum nicht so leicht zu erreichen.
Ihre Schönheit jedoch ließ sich mit nichts vergleichen, und das Verlangen nach ihnen stieg in Arnold mit solcher Macht, daß sie jede Nacht gleißend und funkelnd in seinen Träumen erschienen. Seine Sehnsucht nach ihnen zehrte an ihm. Alles andere vergaß er darüber. Statt zu spielen, saß er oft stundenlang in einer Ecke der Mansarde und dachte an die Eiszapfen.
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