sehr angesehen, wenn auch Haselmeyers alle paar Wochen drohten, ihn herauszusetzen, denn denen galt er als ein Roter und ein gottloser Kerl.
Tatsächlich gab es bei jeder Begegnung, die Krüger mit seiner Nachbarin hatte, einen heidenmäßigen Skandal auf der Treppe. ,, Alte Betschwester", schrie Krüger. ,, Sie haben ja ein polizeiwidriges Gesicht! Wie kann man nur erlauben, daß Sie damit frei herumlaufen. Wenn es Ihnen auf dieser Erde nicht gefällt, so machen Sie sich doch gefälligst aus dem Staube!"
Arnold hatte einmal voller Bewunderung für all die Schimpfworte, die Krüger erfand, einem solchen Ausbruch zugehört und sich dabei so lange auf der Treppe aufgehalten, daß er von Louise, die ihn nach Zucker geschickt hatte, eine tüchtige Tracht Prügel bekam. Louise mochte es nicht, wenn er ihre Aufträge nicht rasch erledigte. ,, Treib dich nicht herum", sagte sie ,,, vom Herumtreiben bis zum Stehlen ist es nur ein Schritt."
Arnold erschien das eine Übertreibung, wie so manches, was Louise sagte, und doch mußte er erleben, daß sie recht hatte: vom Herumtreiben bis zum Stehlen...
Als es auf Weihnachten zuging, erschienen im sonst so nüchternen Laden des Konsumvereins fremde, seltsame und verlockende Dinge. Große Fässer, so hoch wie Arnold selbst, mit getrockneten Früchten, Birnen, Pflaumen oder Pfirsichen gar, standen gleich neben der Tür vor dem Ladentisch. Arnold begnügte sich zunächst damit, das schöne, wohlriechende Holz der Fässer freundschaftlich zu berühren. Später einmal wagte sich seine kleine Hand tastend nach dem Rand empor. Ein klebriger Pfirsich blieb wie zufällig zwischen seinen Fingern hängen. Da ballte er rasch die Hand zur Faust und steckte sie in die Tasche. Erst nachdem er bei der Apotheke ,, Zur blauen Eule" um die Ecke gebogen war, wagte er seine
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