SIEBEN EISZAPFEN
Die trüben Tage waren zahlreich. Arnold mit seinen sechs Jahren dachte, das könne wohl auch nicht anders sein in einer Stadt, die sich Braunschweig nannte. Klang das nicht unfreundlich genug, häßlich und dunkel? Was konnte man also anderes erwarten, als daß der Himmel stets bedeckt, die Straßen grau waren, schmutzig das Pflaster und schwärzlich die Häuser, die in der Roßgasse noch überhängende Giebel besaßen, so daß die Sonne, selbst wenn sie sich einmal aus dem ewigen Dunst der Wolken und dem dicken Rauch der Maschinen- und Konservenfabriken hervorwagte, nicht bis in die Straßen eindringen konnte. Und wie dunkel war es erst in den Häusern selbst! Auf ihren Treppen roch es nach alten Leuten, nach Friedhof, nach Sterben und Verderben.
So finster war es im Hause Nummer 71 beispielsweise, daß Arnold sich nicht erinnern konnte, jemals die Stufen gesehen zu haben, dabei war er die Treppe schon viele Male herauf und hinabgestiegen und wußte gut, wo er achtzugeben hatte. Die vorletzte Stufe zum ersten Stock beispielsweise, in dem die verwitwete Majorin Apfelstedt wohnte, deren Mann noch
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