Nur ein wenig sollte davon bleiben, nur ein kurzes, hoffnungsvolles Aufatmen.
Ich mischte dann noch etwas Ocker in das Weiß der Schneehaube auf dem Brückenrand, nur so viel gerade, daß der sich quer über das Bild spannende Bogen etwas lichter wurde. Weißer noch als weiß sollte er sein.
Dreimal mußte ich die Staffelei wieder von der Wand in die Mitte des Zimmers rücken, bis ich endlich fertig war. Dann fühlte ich mich müde und zugleich sehr einsam. Wo blieb nur Steffie?
Ich fror, und die Augen taten mir weh. Sie konnten wohl das viele Weiß nicht vertragen. Vier Tuben hatte ich für das Bild verbraucht, vier große Tuben.
,, Du wirfst das Geld zum Fenster hinaus, alter Narr", schimpfte ich mit mir selbst.
Steffie kam mit der Dämmerung. Ich ging ihr durch das Zimmer entgegen. Sie entschuldigte sich nicht. Wir setzten uns an das breite Fenster und sahen zu, wie draußen aus der Dämmerung Nacht wurde. Das geht schnell im Winter. Erst verloren die Dinge, die Häuser am anderen Ufer und die Sankt- Josefs- Kirche, ihre Farbe und dann ihre Form. Der dicke, eckige Kirchturm verflachte zu einer Silhouette, die Häuser wurden Schatten. Bald konnten wir nicht einmal mehr die Eisschollen erkennen, die auf dem Fluß unter dem Fenster vorbeiquirlten. Von der Brücke her zwinkerten uns die Straßenlampen zu. In ihrem Schein sahen wir, wie der Schnee behutsam niedersank.
Wir schwiegen angespannt, als wollten wir auf seinen Fall lauschen.
,, Es schneit", sagte ich. Steffie kroch eng auf ihrem Sessel zusammen, sie fror wohl.
Dann sagte ich: ,, Wenn man zu den Lichtern hinübersieht, glaubt man die feuchten Flocken auf den Wimpern zu spüren."
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