aufrechten Frauenfigur, die den bekrönten Kopf weich über ihre andächtigen Hände neigte. Weiß und weiß und weiẞ.
War ich zufrieden? Nein, ich lehnte mich plötzlich auf gegen die Eintönigkeit, gegen die farblose, hoffnungslose Melodie darin.
Ich nahm die Palette und drückte an Farben darauf, was mir gerade in die Hände fiel, Ocker und Preußischblau und Karmin, obwohl ich nicht wußte, was ich damit in meiner Schneelandschaft anfangen konnte. Dann entschloß ich mich doch, packte den Spachtel und schlug ein blaues Fenster in den weißgrauen Winterhimmel.
Ich malte auf Holz. Die Staffelei ächzte unter meinen Spachtelhieben und rückte immer weiter. Ich malte, schimpfend und fluchend, wie es meine Gewohnheit war, bis ich die Staffelei ganz nahe an die Wand getrieben hatte. Dann brach ich ab und wischte mir den Schweiß von der Stirn. Wieviel dumme Aufregung um ein bißchen Preußischblau! Das hing nun wirklich wie eine Standarte der Lebensfreude in das Weiß des Bildes hinein.
Ich steckte mir eine Zigarette an und blickte auf die Regnitz hinunter. Das Mühlwerk arbeitete, das Haus dröhnte und summte. Wo blieb nur Steffie?
Als ich mich wieder umwandte, war mir das Kunigundenbild völlig fremd geworden. Welch eine billige Freude war das blaue Dreieck, nüchtern, schäbig und hausbacken, ein allzu bequemer Ausweg! Wie ein plumper Klotz drückte es das ganze Bild zusammen, zerstörte den frostigen Ernst der darin gewesen, banalisierte die feierliche Strenge. So ordinär sah dieses Blau aus und so dumm.
Ich holte die Staffelei wieder aus ihrer Ecke, zerrte sie an einem Bein quietschend über die unebenen Planken des Fußbodens und begann das blaue Himmelsloch wieder zuzudecken.
70


