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sah immer wieder vergleichend von den Bildern der Toten zu denen der Lebenden. Verwirrt und von böser Verantwortung geplagt zerschnitt ich endlich mit einem Messer, das ich aus der Küche holte, die drei letzten Bilder und verbrannte sie. Tatsächlich war mir danach leichter zumute.
Ich lachte über meine Ängste ein etwas gezwungenes Lachen. Hatte ich etwa Schuld daran, daß meine Modelle erhängt und ertränkt, daß sie erschossen und erschlagen worden waren? Die Zeit hatte es getan. Es wurde eben rascher und unfriedlicher gestorben! Ich konnte nichts dazu!
Es hat schon andere Maler gegeben, die gleiches Unglück mit ihren Modellen erlebt haben. Wer würde darauf kommen, Hans Holbein für den Tod des Thomas Morus verantwortlich zu machen? Nicht er hat Anne Boleyn das Haupt vom Rumpfe schlagen lassen. Das Schicksal der schönen, unglücklichen Jane Seymour wurde nicht von ihm bestimmt.
Er hat die drei gemalt und andere mehr noch, die das Opfer ihrer Zeit wurden, wie meine Modelle das Opfer unsedas Gesicht seiner rer Zeit. Er hat die Opfer gemalt und Zeit
ihren Mörder, König Heinrich.
Ich war sehr aufgeregt. Man mußte ja in dieser Zeit alles mit sich selber ausmachen. Wäre Ullmann noch dagewesen, so hätte ich vielleicht mit ihm darüber sprechen können. Aber Ullmann lebte seit über einem Jahr in Frankreich . Jetzt fragte ich mich doch, ob ich nicht mit ihm hätte gehen sollen? Als Steffie am nächsten Tage kam, trug sie ein mattrotes Kleid mit einer weißen Halskrause, die sich steif gegen das kastanienbraune Haar erhob und die Linie ihres Halses unterstrich. Sie war ein wenig verlegen und sah schöner aus, als ich sie je gesehen. Sie setzte sich an das Fenster über dem Fluß. Aber das Licht war zu hart dort. Wir rückten den schweren Sessel weiter ins Atelier hinein.
Dann richtete ich die Staffelei. Ich drückte die Farben auf
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