hatte, war, daß sie alle durch meine Hände gegangen waren, daß ich sie gemalt hatte.
Jetzt, als ich eins nach dem anderen ihre Bilder betrachtete, schien mir, daß ihre Gesichter ein Mal trugen. Ich hatte sie gezeichnet! Denn sahen sie nicht auf diesen Bildern, die ich doch gemalt hatte, als sie noch am Leben gewesen waren, schon wie Tote aus?
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In einer Jacke aus blauem Leinen, ein rotes Kindergesicht unter blondem Haar, saß Matthias da, der Sohn des Schreiners, der mir meine Rahmen lieferte. Sein halb geöffneter Mund lachte nicht, er schrie im Entsetzen vor einem furchtbaren Tode. Zwei Jahre war es her, daß ich ihn gemalt hatte, damals war er fünfzehn gewesen. Was mit ihm geschehen war, hatten nicht einmal seine Eltern erfahren. Der alte Scheuffele hatte mir in seiner Werkstatt den Brief gezeigt, der ihm von der Behörde zugestellt worden war. Aus seinen schmalen Altmänneraugen waren die Tränen still auf das Papier getropft. Matthias war in einem Arbeitslager plötzlich verstorben und sofort in der Nähe auf dem Friedhof des Dorfes Frankenheim beerdigt worden.
Im allgemeinen bin ich nicht abergläubisch, aber nun meinte ich doch auch auf den Gesichtern der anderen, der drei, die noch am Leben waren, das Zeichen des bösen Endes zu erkennen.
So ungleich die drei auch waren, der Hauptmann Carl Söldner, ein Kavalier und Lebemann, der kahlköpfige, intelligente und skrupellose Redakteur Neusel und die alte Hökerin, die ich auf dem Marktplatz neben ihrem Stand mit Rettichen gemalt hatte um ihre Münder flackerte der Tod und in ihren Augen spiegelte sich ein Schrecken, von dem sie und ich noch nichts gewußt haben konnten, als sie mir zu diesen Bildern gesessen hatten.
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Bis zum Abend stand ich zwischen den Porträts herum,
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