99

Was willst du damit sagen?" brauste Lernau auf, der stets nur allzu bereit war, Partei zu nehmen.

,, Die Strecke ist zu schmal. Man kann eben nicht drei Boote nebeneinanderlaufen lassen", erklärte ich.

Steffie saß auf dem niedrigen afrikanischen Hocker, den mir Ullmann gelassen hatte, als er nach Frankreich gegangen war. Sie hatte die Hände über den Knien gefaltet. Dann und wann sah sie mit einem samtenen Blick ihrer großen, braunen Augen zu mir auf.

,, Die Plätze sind vorher ausgelost worden. Und wenn die Würzburger Pech gehabt haben, so ist es eben ihre Sache. Jedenfalls sind sie geschlagen worden!" Dabei blieb Lernau. Erst jetzt fiel mir ein, daß er Mitglied des siegreichen Bam­berger Ruderklubs war, dem die bessere Gesellschaft unserer Stadt angehörte. Ich ließ ihm also seine Freude und goẞ ihm noch einmal ein. Lernau begann herumzualbern.

,, Ärgert dich dein Kopf", rief er aus ,,, dann wirf ihn an die Wand! Ist dort kein Platz, so setz ihn wieder auf."

Er hatte ein paar solcher Redensarten, die er immer zu wiederholen pflegte. Er lachte selbst sehr laut darüber und wollte mir dann die Geschichte der armen Frau Gabelsberger erzählen, die man mit ihrem Liebhaber im botanischen Gar­ten überrascht hatte. Die ganze Stadt sprach schon davon. Ich unterbrach ihn und fragte ihn nach seinen Arbeiten.

Er malte jetzt einen schreitenden Kämpfer". ,, Ganz ge­schlossen", rief er. ,, Verstehst du? Hart in den Farben, die Konturen messerscharf!" Er sprang auf und lief im Atelier herum. Sein blondes Haar fiel ihm in die Stirn, er lachte mit schiefem Mund. Er lachte immer und über alles.

Steffie war wie verzaubert von ihm. Lernau sprach weiter von seinem Bild: ,, Ausdruck dieser Zeit. Hart, großartig, ge­fährlich. Symbol des kriegerischen Deutschlands . Feldzeichen müssen wir malen, Feldzeichen!"

4*

51