,, Und hatten wir nicht das schönste Gewitter am nächsten Tag?" fragte Matthießen.
Wieder lachte Peter Kluge, jedoch Matthießen verzog keine Miene. Er packte des Freundes Arm. ,, So trink noch einen", drängte er ihn und fuhr fast flüsternd fort: ,, Dann der Pfaff in Buchenwald . Den hab ich doch zum Idioten geprügelt. Jeden Morgen hat er eins von mir auf die Nase bekommen. Immer nur eins und nicht zu kräftig. Aber jeden Morgen, regelmäßig jeden Morgen. Nach zwei Monaten haben sie ihn in die Irrenanstalt gebracht. Wenn ich daran zurückdenke..."
Mit einem Seufzer brach er ab. Über das Glas hinweg betrachtete Peter Kluge den Freund nachdenklich und voller Überlegenheit. Er spürte das Bedürfnis, Matthießen die Dinge zu erklären.
,, Ja, so haben wir angefangen", sagte er dann zögernd. ,, Und wir haben wunder gedacht, was wir tun. Ein Kinderspiel war's, wiederhole ich dir. Aber hier, das ist das richtige Ding. Ausrotten diese Untermenschen, ausrotten und vernichten, das ist die Parole. Selbst wenn wir den Krieg verlieren sollten, nach zwanzig Jahren noch...“
,, Red keinen Unsinn, den Krieg verlieren wir nicht", sagte Matthießen und blieb bei seinem Thema. ,, Dann die Roten, die Roten, da konnte man sich so richtig austoben. Siehst du, das fehlt mir hier. Hier geht das alles in Massen ab. Langst du dir aber mal irgend so ein Kerlchen heraus, was hast du schon davon? Du weißt nicht einmal, wer er ist: ein Pole, ein Russe, ein Grieche. Drüben war das anders. Du wußtest genau, mit wem du es zu tun hattest. Du kanntest die Brüder." Wenn Nun legte er gar den Arm um Kluges Schultern. ich mir das so vorstelle", sagte er ,,, für jeden hatte man sein eigenes Verfahren, dann weiß ich erst, was mir fehlt." ,, Ja, ja", meinte Peter Kluge verständnislos und gab es
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