derer, die erhängt oder erschossen oder in den Gaskammern vergiftet worden waren; ihm graute vor der viel größeren Menge, die man noch würde beseitigen müssen. Wird es denn gar kein Ende nehmen? fragte er sich. Er blickte hinüber zu den flachen Dächern der Duschräume und der drei Gaskammern, die weiß im Mondlicht strahlten. Gestern war das Lager fast leer gewesen, heute war es wieder zum Bersten voll. Drüben im Wald wurden Massenerschießungen vorgenommen. In den Gaskammern herrschte Hochbetrieb. Die Leute im Krematorium arbeiteten wie die Wilden. Weil man trotzdem nicht fertig wurde, verbrannte man den Rest der Leichen auf den Scheiterhaufen im Walde. Aber immer wieder kamen neue Transporte, immer wieder.
Wir schaffen es nicht, dachte Peter Kluge plötzlich verzweifelt, wir werden nicht fertig mit ihnen. Wie viele Menschen gibt es denn auf der Welt? Er fühlte sich müde und erschöpft.
Nachdem die Ablösung gekommen war, stieg er, noch immer bedrückt, die Leiter hinunter. Seine Gedanken waren etwas wirr. Ich sollte mich krankmelden, überlegte er, beschloß aber, sich auf jeden Fall noch vorher von Matthießen das Geld zu borgen.
So ging er hinüber in die Kantine. Er war froh, als er des Freundes vertrautes Gesicht durch den schweren Tabaksdunst erblickte. Der blonde Holsteiner mußte schon reichlich getrunken haben. Seine sonst klaren, grünen Augen blickten trübe drein. Matthießen bestellte Schnaps für den Freund.
Da Peter Kluge nicht gleich wegen des Geldes anfangen wollte, klagte er zunächst, wie satt er im Grunde alles habe. Es müßte sich doch, meinte er, ein Mittel finden lassen, durch das man die ganze Bande auf einmal loswerden könne.
,, Unser Führer wird schon wissen, was er tut", sagte
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