Wege das Gefühl, daß ich verfolgt werde. Ich kehrte um, ging ein Stück zurück, konnte jedoch nichts Verdächtiges entdecken. Endlich nahm ich meinen Weg wieder auf, doch von neuem meldete sich das Empfinden des Verfolgtseins. Unzufrieden mit mir selbst kehrte ich um und ging nach Haus. Die Wohnung war verschlossen, die kleine Klara saẞ allein im Bettchen und weinte. Käthe kam erst später nach Haus. Sie sagte nicht, wo sie gewesen war.
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Vielleicht eine Woche darauf sollte ich einen Kurier treffen, der mit Anweisungen und illegalem Material aus der Schweiz geschickt worden war. Der Treffpunkt war ein großes Kaffeehaus in der Nähe des Bahnhofs. Ich war überrascht, als der Kurier kam, es war eine Frau. Während wir miteinander sprachen, glaubte ich im Strom der Menschen, die vor den breiten Fenstern des Kaffeehauses vorbeizogen, Käthe zu sehen. Doch sagte ich mir gleich, daß das eine Täuschung gewesen sein mußte. Meine Gedanken beschäftigten sich eben zu sehr mit ihr. War es ihr jetzt gelungen, mich eifersüchtig zu machen? Mit Mühe zwang ich mich, der Genossin wieder zuzuhören. Nachdem sie mir ihre Aufträge ausgerichtet hatte, gab sie mir den Gepäckschein für den Koffer mit Druckschriften, den sie auf dem Bahnhof abgestellt hatte. Da flog die Tür des Kaffeehauses auf und Käthe stürzte herein. Ihr Blick war auf mich gerichtet, ihre grauen Augen waren kalt und starr und hart. Was sie schrie, verstand ich nicht, ich nahm nur wahr, wie alle Leute auffuhren und mich und die Genossin an meinem Tisch ansahen. Mit ein paar Schritten war Käthe bei uns. Sie schrie weiter und schlug mit ihren kleinen geballten Händen auf die Genossin ein. Die Leute drängten sich um unseren Tisch. Ein Kellner lief mit flatternder, weißer Schürze auf die Straße und holte einen Polizisten. Ich packte Käthe und während ich mit ihr rang, sah ich, wie die Genossin sich rasch durch die Menge schob. Der
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