als Former. An meinem Weg zur Fabrik war ein Laden, da stand so eine Maschine im Schaufenster. Zwei Zylinder, 750 Kubikzentimeter, vier Gänge, der Tank war blau und weiß gestrichen und die Nickelteile funkelten. Jeden Mor- gen blieb ich davor stehen. Das Ding strahlte mich an wie ein Weihnachtsbaum. Wenn ich davorstand, war mir, als hörte ich Musik. Mit so einer Maschine konnte man jeden Berg nehmen, bestimmt machte sie ihre neunzig bis hundert Kilometer. Obwohl ich also an diesem Morgen nicht von mei- ner Wohnung kam und einen kürzeren Weg zur Fabrik gehabt hätte, konnte ich mir doch nicht helfen, ich mußte an dem La- den vorbei. Wie alle Morgen starrte ich durch die Scheibe auf das blanke, funkelnde Rad; da war mit einemmal nichts mehr zu spüren von Weihnachtslichtern und Musik und all dem. Ich hörte nicht mehr den Wind in meinen Ohren zischen, wie es ist, wenn du auf so einem Ding dahinsaust. Ich sah gar nicht einmal mehr das Rad. das doch lockend auf seinem Platz stand. Ich sah in der Spiegelscheibe davor ihr Gesicht, so wie ich es in der Nacht gesehen hatte, als wir uns in der Küche gegenübergesessen waren, den Tisch mit dem roten

und blauen Wachstuch zwischen uns.

Noch einmal rechnete ich aus auch das war Gewohn- heit geworden wieviel Geld ich gespart hatte, um das

Motorrad zu kaufen. So ungefähr dreiviertel der Summe wa- ren schon beisammen. In ein paar Wochen konnte ich den Rest geschafft haben. Aber während ich mir das überlegte, wußte ich doch bereits, daß aus der Sache nichts werden würde.

Und so kam es auch. Käthe war schwanger von jener ersten Nacht. Für viele ist es ein Unglück, wenn es so rasch klappt. Für uns war es das nicht. Wir liebten uns ja und dann hatte ich das Geld für das Motorrad. Ich mietete also

eine kleine Wohnung, schaffte Möbel an auch gleich die

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