ich gerade ich
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- Worte finden für das, was er erlebt hatte.
Ich aber merkte am Glanz seiner Augen, daß das Fieber wieder gestiegen war und schlug vor: ,, Du kannst mir ja den Rest morgen erzählen."
,, Nein, nein!" lehnte er ab, und seine Stimme verriet, wie dringlich es ihm schien, diese Geschichte zu beenden.
,, Sie war Bornekamps Tochter. Sie lebte allein mit ihm. Ich half ihr, den Alten ins Bett bringen. Das war keine leichte Arbeit und peinlich dazu. Schließlich war sie ein Mädchen. Dann setzten wir uns in die Küche und tranken heißen Kaffee. Auf dem Tisch lag ein Wachstuch mit blauen und roten Quadraten. Ich blies in meinen Kaffee und betrachtete sie. Sie hatte sich wohl schon zum Schlafen fertiggemacht, während sie auf den Alten gewartet hatte. Ihr blondes Haar war offen und fiel über die Schultern hinab. Sie trug einen Wintermantel und darunter nur das Nachthemd. Ihre Füße waren bloẞ. Ich sagte ihr, daß sie sich erkälten müsse, denn die Küche war mit Fliesen gedeckt, und sie hatte das Fenster offengelassen. Sie zuckte mit den Achseln. Sonst sprachen wir nicht viel. Wir sahen uns nur beide an. Später ist mir eingefallen, daß ich an diesem Abend die Farbe ihrer Augen nicht erkannte. Das kam erst lange nachher. Heute, wenn ich an sie zurückdenke, weiß ich, daß ihre Augen grau waren, hell wie Perlen. Als ich meine Hand auf die ihre legte, hielt sie still. Dann blieb ich bis zum Morgen. Bevor der Alte aufwachte, stahl ich mich davon."
Im dunklen Himmel über dem Meer blinkten die ersten Sterne auf. Helmuts Stimme bekam plötzlich einen Ton besonderer Gewißheit.
,, Jetzt erinnere ich mich an etwas", fuhr er fort ,,, das macht dir vielleicht alles klar. Du mußt bedenken, daß ich doch damals ganz andere Sachen im Kopf hatte. Was ich im Kopf hatte, war ein Motorrad. Ich verdiente ja nicht schlecht
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