Krippe und den Wagen für das Kind, so daß es in einem hin­ging. Wir heirateten. Der alte Bornekamp besoff sich wie ein Stint. Käthe und ich brachten ihn zu Bett, wie wir das in der ersten Nacht getan hatten, und dann gingen wir in unsere Wohnung. Mit dem Rest des Geldes, das ich mir für das Motor­rad gespart hatte, bezahlten wir den Arzt und die Hebamme. Das Kind war ein Mädchen, wir nannten es Klara. Übrigens ging alles gut. Ich meine nicht nur die Entbindung. Es ging auch alles gut mit uns.'

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Helmut machte eine Pause. Es war dunkel geworden. Wir hörten, wie die Wellen den kurzen Strand hinaufrollten und klatschend gegen die Mole schlugen.

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, Wie"- fragte Helmut zögernd ,, soll ich dir nur Käthe beschreiben; unser Leben zusammen, unser gemeinsames Le­ben?" Der ungewohnt zaghafte Klang seiner Stimme verriet, wie sehr ihn die Erinnerung an die Köstlichkeit jener ver­gangenen Tage ergriffen hatte. Und mehr aus diesem Ton, mehr aus dem Stammeln, in das er plötzlich verfiel, als aus seinen Worten, stieg mir eine Ahnung vom Wesen seiner Frau auf.

,, Es stand gut zwischen uns, bis es eben anders wurde." Helmut setzte seinen Bericht sehr sachlich fort. ,, Wahrschein­lich hast du von den schweren Verlusten gehört, die wir in Stuttgart im Jahre 35 erlitten. Zweimal hintereinander wur­den die Leitungen unserer unterirdischen Bewegung verhaf­tet. Damals tat ich nicht viel. Dann und wann schmuggelte ich ein paar Flugblätter in die Fabrik. Alle paar Wochen nahm ich mal an einer Besprechung teil. Und ich redete mit den Leuten im Betrieb, denen ich trauen konnte.

Ein paar Wochen nach dem Zusammenbruch unserer Or­ganisation lauerte mir einer auf dem Wege von der Fabrik nach Hause auf. Ich kannte ihn noch aus der Jugendbewe­gung. Es war komisch: er zog mich in eine Kirche; da setzten

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