mal warf er einen Blick darauf. Nein, viele Fehler würde Vogelsang nicht finden.

,, Mit dem Tode wird bestraft, wer

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wird mit dem Tode bestraft."

Wieder sprangen ihm die Worte in die Augen. Über den Tisch gebeugt las Peck aufmerksam den Text der neuen Verordnungen: Schnellgerichte, keine Berufung, Urteilsvoll­streckung innerhalb drei Stunden.

Der leichtfertig begonnene, nun aussichtslos gewordene Krieg sollte zu einem monströsen Untergang getrieben wer­den. Fremde Völker hatte man ohne Bedenken, ja mit gie­rigem Blutdurst geopfert, nun sollte das eigene Volk in den Tod geschickt werden, bis zum letzten Mann. Jede Hoffnung auf einen Ausweg, jeden Glauben an eine mögliche Rettung zu ersticken war der Sinn der Verordnungen.

Und das also, wunderte sich Peck, habe ich gesetzt, zu­frieden mit der Ruhe ringsum, der Arbeit hingegeben. Hab zwischendurch einmal die Arme gestreckt, hab einen Blick für die Rose auf dem Spind gehabt, hab an Adele gedacht, und indessen ist das hier durch meine Finger gegangen!

Sie treiben dem Ende zu, überlegte er kühl, während er den dritten Abzug zu lesen begann:

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,, Juristische Monatshefte 17. 2. 1945. G. P. Spalte 8." Sein Herz begann schnell und froh zu schlagen. Es geht dem Ende entgegen, begriff er, dem Ende des Krieges und dem Ende der braunen Herrschaft.

Für den damals neunjährigen Gerhard Peck hatte sie da­mit begonnen, daß langschäftige Stiefel eines Nachts die Tür der Wohnung eingetreten, daß rote, grobe Fäuste den Vater gepackt und geschüttelt und geschlagen hatten. Dann war seine schmale Gestalt verschwunden und der entsetzte Blick Gerhards hatte nur noch die braunen Rücken der Männer gesehen, die den Vater davongeführt hatten. Gerhard hatte

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