rasch sein Gesicht gegen die zitternden Knie der Mutter gepreßt, die im Nachthemd weinend am Küchentisch gesessen hatte. Von der Straße waren Schritte zu ihnen heraufgedrungen und Stimmen, wie das Gebell von Wölfen.
So hatte für Gerhard Peck angefangen, was nun zu seinem Ende kam. Er sog den kräftigen Geruch der Druckerschwärze ein, während er zornig atmend den Text der Verordnungen las. Die Müden sollten damit aufgeschreckt werden zu taumelndem Lauf ins Verderben, die Schwankenden wollte man einschüchtern, die Empörer aber, die ein ganzes Volk vor dem Selbstmord bewahren wollten, ihre kleine, winzige Schar sollte zu Todgeweihten gestempelt werden, zu hoffnungslosen Phantasten, deren Tun, deren Gedanken, deren Dasein selbst frevelhaft und sinnlos waren.
Mit dem Tode bedroht wurde jede Regung des Lebenswillens. Das war der Sinn der Verordnungen, die Gerhard Peck auf seiner rasselnden, alten Linotype gesetzt hatte. Kein Blick, kein Gedanke sollte es wagen, das Dunkel des Unterganges zu durchdringen. Und wer trotz allem solcher Gedanken fähig war, der sollte um ihrer willen allein ausgelöscht werden.
Peck wusch sich, sorgfältig band er die Krawatte und schob den Knoten mit den Fingern zurecht, dann zog er sich die Jacke an.
,, Mit dem Tode wird bestraft,..." ging es ihm durch den Kopf, und er dachte, von einer jähen Wut gepackt: Ihr lügt, ihr lügt! Mit dem Tode wird bestraft, wer euch glaubt, wer euch folgt, wer euch gehorcht, wer euch ergeben ist. Der wird mit dem Tode bestraft! Mit dem Leben belohnt aber soll werden, wer sich aufbäumt, wer sich dem Untergang entgegenstellt, wer wagt, an die Freiheit zu denken, an den Frieden und an ein neues, ehrliches Leben.
Rasch warf er einen Blick auf die Uhr. Er streifte die
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