Stadt gesehen habe: ,, Geschlossen wegen der Totalisierung des Krieges bis nach dem Siege!" Was mögen die El­sässer empfinden, wenn sie das lesen! Fragen sie, wie ich, unwillkürlich: ,, Nach wessen Sieg?" Wahrscheinlich!

Freiburg , den 8. Januar 1944

Die Wochen gehen dahin, rasch in ihrem Gleichmaß von

Arbeit und Ruhestunden, was könnte mir lieber sein?! Und doch rinnt im ganzen die Zeit langsam, wenn ich sie messe an meinen Wünschen und Hoffnungen! Die Entwicklung in Italien bedeutet eine große Enttäuschung, jäh sind die gar zu hoch gespannten Erwartungen auf ein baldiges Kriegsende in sich zusammengefallen.

-

Hier geht es mir unverändert gut. Der Vormittag ver­geht mit Hausarbeit. Der Nachmittag gehört der Arbeit mit Rolf, der gute Fortschritte macht. Mir ist er weiter sehr zugetan. Er weiß, daß ich mit dem Gedanken umgehe, bald meinen Wohnort zu wechseln, und fürchtet sich et­was davor. Ich suche ihm immer wieder klarzumachen, daß er jetzt gut allein fertig werden kann.

-

Das Wirtschaften ist dagegen eine rechte Plage. Alles ist schrecklich knapp, vor allem Kartoffeln und Gemüse. Auch diese wichtigen Lebensmittel sind rationiert und in viel zu geringer Menge vorhanden. Besonders schlimm ist es, daß es so wenig Gemüse gibt; wir können uns gratulieren, daß der Wackes von Bekannten auf dem Land gelegentlich et­was Kohl und Lauch zugesteckt bekommt. Auch sind wir noch gut daran, daß wir im Herbst die ganze uns zuste­hende Kartoffelmenge erhielten. Aber sie ist viel zu klein, in Anbetracht dessen, daß Kartoffeln das Hauptnahrungs­mittel bilden müssen. Es gibt absolut nichts mehr an un­

280