bleiben, entgegnete mir Peter ,,, aber du solltest schon Montag fahren." ,, Das kann ich ohne weiteres", antwortete ich ,,, es muß nur einer von euch so gut sein und an meine Freundin Eva telegraphieren:, Martha kommt Montagabend um die und die Zeit. Dann weiß sie Bescheid und holt mich von der Bahn." ,, Das werde ich gleich morgen früh besorgen, sagte Eva Merkel. ,, Und am Montag kommst du von der Wohnung deiner Freunde aus direkt auf den Anhalter Bahnhof , ich gehe mit deinem Koffer schon früh­zeitig dorthin, besorge die Fahrkarte und belege einen Platz für dich." Ich sah sie alle drei gerührt an. Wie wunderbar sie sich in meine Lage versetzten, wie selbstverständlich sie zu jeder nur möglichen Hilfe bereit waren!!

Und so sitze ich nun auf dem Balkon von Fritz' und Gertruds Wohnung, ganz allein und in Ruhe. Fritz ist zur Arbeit fort, und Gertrud hilft einer Nachbarin bei ihrer großen Wäsche. Am späten Nachmittag essen wir ge­meinsam, und dann bringt mich Fritz zum Bahnhof.-

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Freiburg, den 8. Juni 1943

Seit zehn Tagen bin ich hier, in der von Dir so besonders geliebten Stadt, und noch muß ich mich oft fragen, ob es Wirklichkeit oder ein schöner Traum ist! Wie oft hast Du mir von Deinem ersten Semester als junger Student erzählt, das Du hier verlebtest, und nie konntest Du Deiner Mei­nung nach eindringlich genug schildern, wie die Heiterkeit dieser gottgesegneten Landschaft, von der die Stadt als solche nicht ausgeschlossen ist, sondern von der sie einen untrennbaren Teil bildet, auf Dich jungen Menschen wirkte, der nur die Herbheit und Kargheit der norddeutschen Ebene kannte! Erst jetzt kann ich das ganz verstehen und nachempfinden, ist es doch, als wenn die schweren ver­

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