daß hier alles in denkbar bester Ordnung ist. Aber wir bekamen eine Denunziation, die behauptete, Herr R. verberge in seiner Wohnung dauernd illegal lebende Juden! Sie staunen, nicht wahr? Aber Sie ahnen ja nicht", fuhr er mit einem Seufzer fort zu reden, ,, was wir auf dem Revier täglich an Denunziationen über uns ergehen lassen müssen! Und wir sind verpflichtet, jeder einzelnen nachzugehen, wenn sich auch die meisten als böswillige Verdächtigungen oder Verleumdungen herausstellen! Doch jetzt will ich Sie nicht länger stören, verzeihen Sie die unliebsame Unterbrechung. Ich wünsche einen recht guten Abend!" Er erhob sich, schlug die Hacken zusammen und hob die Hand zum Gruß. Evchen begleitete ihn hinaus, wir hörten sie im Flur noch mit dem Beamten sprechen. Als sie zurückkam, ließ sie sich stumm auf die Couch neben mir fallen.„ Uff", sagte sie nur.
Jetzt, hinterher, als die Gefahr zunächst vorüber schien, zitterten mir die Knie. Erst ganz allmählich fanden wir die Sprache wieder. Ich gab mir einen Ruck, Herbert und Felix waren an den Tisch gekommen und setzten sich zu uns. ,, Laẞt uns überlegen, wie die Sache weitergeht", sagte ich. ,, Nun geht er zum Revier zurück und macht wahrscheinlich seinen Bericht, vielleicht nur mündlich, vielleicht aber auch schriftlich. Doch es ist Samstagnachmittag, weitere Nachprüfungen werden, zumal er die Denunziation für völlig aus der Luft gegriffen hält, wohl kaum vor Montag erfolgen. Dann wird er feststellen, daß sowohl bei Hildegard wie bei Minna Müller die angegebene Adresse stimmt, beide wohnen dort seit längerer Zeit, auch ihre Personalien sind in Ordnung. Das gleiche trifft für Walter Krüger zu. Es kann sein, daß man sich mit diesen Feststellungen als Stichprobe begnügt, es ist aber gut möglich, daß man auch die übrigen Angaben nachprüft. Und dann wird die Sache faul. Weder Giovanni Corti noch Martha Schröder wohnen dort, wo sie angegeben haben. Ihr müßt Onkel Karl sofort nach seinem Heimkommen alles berichten, vielleicht wäre es gut,
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