hoch auf, als sie, etwas ausführlicher werdend, meinen richtigen Namen nannte und hinzufügte, ich hätte mit meiner Familie lange Jahre im Isartal bei München ge­lebt. ,, Aber das ist ja unsere alte Freundin Buddeli", rief er aus, den Namen gebrauchend, den mir zuerst unser Peter gegeben hatte, als er anfing zu sprechen. Du hast inzwischen erraten, daß es sich bei dem jungen Quäker um Peter Merkel handelt! Ich weiß nicht, ob ich Dir schrieb, daß es mir zu Beginn meines Berliner Aufenthaltes beson­ders schwer geworden war, mich nicht bei seiner Mutter Lene und seiner Tante Kläre, unseren alten Freunden, mel­den zu können, um so mehr, als ich bald darauf erfahren mußte, daß Kläre vor der ihr drohenden Deportation aus dem Leben gegangen war. Nun sollte mir Frau Hopf Grüße von Peter Merkel bestellen und ausrichten, er würde sich in allernächster Zeit bei mir melden. Seine Mutter sei nach einer unangenehmen Gallenstörung zu einer längeren Er­holungszeit in Freiburg bei ihren dortigen Freunden. Sie werde erst im März zurückkommen, Peter würde aber, so­bald er mich persönlich gesprochen, ihr von mir berichten. Du kannst Dir vorstellen, daß ich seinen Besuch sehn­süchtig erwartete. Frau Hopf erzählte mir noch, daß er sich zu einem prachtvollen Menschen entwickelt habe, der, ebenso wie seine Mutter und seine um zwei Jahre ältere Schwester Eva, ohne die eigene schwierige Situation als Halbarier zu berücksichtigen, mit beispielhaftem Mut und ebensolcher Hilfsbereitschaft für eine ganze Reihe ,, unter­getauchter" Juden sorgte.

Aber ich habe noch mehr zu berichten. Susi und ich sind nicht mehr allein, wir sind seit gestern zu- fünft! Laß mich Dir die neuen Hausgenossen vorstellen!- Die älteste zuerst: Das ist Lotte, etwa in meinem Alter, also Anfang der Fünfzigerjahre, mittelgroß, etwas untersetzt, mit leben­digem, klugem Gesicht, dunklen Augen und ebensolchem Haar, von ziemlich ausgesprochen jüdischem Typus. Sie war früher im Handelsministerium in recht verantwor­

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