gleichfalls gute, alte Bekannte aus der Lohhofer Zeit. Aber die beiden letztgenannten waren doch keine Volljuden, über- legte ich schnell. Ich begrüßte alle drei.Sie gehören doch wohl nicht zu den Fortgehenden, wandte ich mich fragend an sie.Wir wissen es noch nicht sicher, antwortete Klein- Erna.Es wurde Frau Brand und mir gesagt, daß wir als Ersatz in Frage kämen, wenn von der geplanten Zahl von Siebenhundertachtundsiebzig zu Deportierenden aus irgend welchen Gründen der eine oder andere ausscheidet. Ich bin darauf eingestellt, mitzugehen ‚sagte Baby,zwar schwebt für mich als Mischling ein Arisierungsgesuch, aber meine Mutter ist mit ihren dreiundsechzig Jahren als Voll- jüdin auf der Liste, und wenn sie nicht freikommt, verlasse ich sie nicht und lasse das Arisierungsgesuch schießen. Außerdem sind fast alle Mädels des Lohhofer Arbeits- lagers, das ich seit der Deportation im November leite, auf der Liste der Fortgehenden, und ich gehe lieber mit ihnen als später mit lauter Fremden. Also auch hier das gleiche Zusammengehörigkeitsgefühl wie bei uns im Heim. Ich nickte Baby zum Zeichen, daß ich ihre Gründe gut ver- stand, aufmunternd zu. Wir waren beim Herumschlendern vor einer entfernten Baracke angelangt. Vor der Tür stan- den einige Bewohner, die ich als frühere Heiminsassen er- kannte und begrüßte.Wenn Ihnen oder anderen etwas für die Reise Notwendige fehlt oder genommen sein sollte, sagte mir eine alte Frau unter ihnen,wenden Sie sich an uns, wir möchten so gern ein bißchen helfen und können es doch mit nichts anderem tun. Ich dankte ihr und ver- sprach, daran zu denken, wenn ich oder andere etwas brauchen sollten.Fällt Ihnen nichts ein, was Sie gern hätten? fragte mich eine andere, die Witwe eines früher bekannten Malers. Ich erinnerte mich, daß bei dem zu- rückgelassenen Haufen aus meiner Handtasche mein Füll- federhalter war, und äußerte ein bißchen zaghaft den Wunsch nach einem anderen. Die Frau Professor bat mich, einen Augenblick zu warten oder mit ihr in ihre Baracke

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