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teristisch war die Unterschrift. Die Buchstaben haben eine Höhe von fünf Zentimetern! Ich hatte sofort das Gefühl, daß diese Aufforderung nur etwas Unangenehmes bedeuten könnte. Pünktlich zur festgesetzten Zeit war ich zur Stelle, außer mir noch eine ganze Reihe anderer, mir un­bekannter Menschen. Nach etwa einer Stunde wurde ge­rufen: ,, Die Jüdin Behrend!" Ich kam in einen Büroraum, in dem sich mehrere Männer befanden. Vor mir stellte sich ein knapp mittelgroßer, sehr brünetter Mann von etwa dreißig Jahren auf, dem eine ungeheure Wut auf dem Ge­sicht geschrieben stand. Er brüllte mich an: ,, Sind Sie die Jüdin Behrend?" Jawohl." ,, Wo wohnen Sie?" ,, Im Isar­tal." ,, Wem gehört das Haus, in dem Sie wohnen?" Ich nannte den Namen des Hausbesitzers und fügte hinzu, daß ich dort nur Untermieterin sei. ,, Danach habe ich Sie nicht gefragt", sagte er schäumend vor Wut und nach einem Augenblick Pause mit ausgestrecktem Arm:, Raus!" Ich verließ das Zimmer, im Flur wurde mir von einem Diener gesagt: ,, Warten Sie." Nach einer weiteren Stunde, wäh­rend der ich Wegner, aber auch die Stimme eines anderen häufig brüllen hörte, stürzte ein großer, breiter Mann auf mich zu, drückte mir einen verschlossenen Brief in die Hand und brüllte: ,, Mittwoch gehen Sie mit diesem Brief zum Arbeitsamt!" ,, Aber ich arbeite bereits", sagte ich ruhig. ,, Das geht uns gar nichts an", rief er ,,, aber jetzt werden Sie richtige Arbeit bekommen!" Damit verschwand er, und ich ging in unser Büro. Mir war immer noch völlig unklar, womit ich die beiden Männer der zweite war der Obersturmführer Muggler, der vor seiner Anstellung durch die Partei Besitzer einer Luftschaukel in Regensburg war so gegen mich aufgebracht hatte. Als ich Direktor Stahl die Szene schilderte, sagte er seufzend: ,, Sie sind augenblicklich hinter allen Juden her, die außerhalb der Stadt wohnen, und sehen das als eine besondere Heimtücke an, die bestraft werden muß. Es hat auch keinen Zweck, wenn ich oder Hellinger, der zweite Vorsitzende, den die

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