freundschaftliche Einvernehmen zwischen ihm und uns ist in den ganzen Jahren niemals getrübt worden. Aber wir mußten uns bis Anfang Oktober gedulden, ehe wir ein- ziehen konnten.
Bald nachdem der Mietvertrag unterzeichnet war, schrieb ich an Hedwig, die kleine Hausangestellte, die gerade eine Woche bis zu Deiner Verhaftung bei uns gewesen war, und mit der ich in ständigem Briefwechsel geblieben, daß wir nun wieder einen richtigen Haushalt führen wollten, ob sie noch Lust hätte, als Hausangestellte zu uns zu kommen. Umgehend sagte sie zu. Sie ist dann bei uns geblieben, bis ihr die Nürnbergen Gesetze vom Januar 1936 an ein weiteres Leben mit uns untersagten. Sie war uns eine liebe Haus- genossin. Ihr und uns ist das Scheiden schwer geworden.
Unser Haus lag auf einer Anhöhe, etwa fünfzig Meter über der Dorfstraße. Mit Spannung beobachteten wir am sonnigen Morgen des 5. Oktobers, wie Herrn Oswalds, des Großbauern, sechs Pferde nacheinander die beiden Wagen mit unseren Möbeln und dem übrigen Gerät aus unserem Berliner Häuschen mühsam den Berg heraufzogen. La- chend gestandest Du mir, als beide Wagen glücklich vor der Haustür standen, daß Du in der vergangenen Nacht mit einem Schreck aus einem furchtbaren Traum erwacht seiest, der Dir Wagen und Pferde den Abhang herunter- stürzend gezeigt hatte.
Welch ein Jubel bei den Kindern bei jedem bekannten Stück, das zum Vorschein kam! Welch ein Eifer, alles so schnell wie möglich an den richtigen Platz zu stellen! Und wie vertraut wirkten die neuen Räume mit den lieben bekannten Sachen! Der schönste Raum war die große Veranda, die sich an das Wohnzimmer anschloß. Und der unbeschreiblich schöne, weite Blick aus ihren großen, drei Seiten einnehmenden Schiebefenstern auf die große Wiese vor dem Haus, den Wäldern, Feldern und Hügeln mit der blinkenden Isar mittendrin und dem Kranz der Alpen - spitzen zum Abschluß.
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