Von Resi hörten wir, daß man mit einem längeren Kran­kenhausaufenthalt rechnen müsse, noch wußten die Ärzte nicht, was ihr eigentlich fehle. Da ihre Schwester eine Sai­sonstelle angetreten hatte, mußten wir uns nach einem an­deren Ersatz umsehen. Wir fanden ihn rasch; die Schwe­ster eines Gesellen unseres Hauswirtes, siebzehnjährig, suchte eine Haushaltstelle. Ihre Eltern wohnten auf öster­reichischem Gebiet. Die Grenze verlief dicht hinter dem Dörfchen. Du gingest hin nach genauer Verabredung und fandest sie jenseits der Schranken. Die gutmütigen Zoll­beamten gestatteten die Annäherung gern, als ihnen der Sachverhalt erklärt wurde. Hedwig gefiel Dir gleich gut, und auch sie äußerte ihre Zufriedenheit, zu uns zu kom­

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In den letzten Maitagen fuhren wir wieder nach Rei­ chenhall zurück, am 1. Juni sollte Hedwig antreten. Bis dahin half Resis Schwester noch aus. Mit Frau Winterling war besprochen, daß sie uns von den vier Zimmern, die wir bisher bewohnten, die drei ineinander gehenden weiter vermieten würde. Ein besonderer Mietvertrag sei nicht notwendig, die Kündigung könne vierzehntägig erfolgen. Zunächst würden wir für die drei Zimmer den selben Mietpreis bezahlen wie vorher für die vier, da jetzt die Vorsaison beginne. Für die Saison, sollten wir dann noch da sein, würde ein entsprechender Aufschlag mit ihr ver­einbart werden.

Am 1. Juni ziemlich früh morgens wurde uns der Ge­meindesekretär gemeldet, der Dich zu sprechen wünschte. Er eröffnete uns, daß der Parteikommissar des Kreises unser weiteres Verbleiben in seinem Kreise nicht wünsche. Frau Winterling, die ohne weiteres der Unterredung bei­gewohnt hatte, die in ihrem gewöhnlichen Aufenthalts­raum stattfand, gab nach der Entfernung des Sekretärs ihrer Empörung in den schärfsten Worten Ausdruck. ,, Wissen Sie, was ich an Ihrer Stelle täte?", sagte sie ,,, ich würde mich einfach nicht daran kehren und ruhig hier­

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