Gefchäftsmann, in dem vom Machtrausch heimgefuchten Staatsmann, in dem glanzvollen Kirchenfürften irgendwo in der Tiefe den Menschen, der müde ift und zuzeiten unficher, der manchmal verzagt ift oder unter der Unerfüllt heit oder Schuld feines Lebens leidet. Und indem fie diefen Menfchen auf diefen niedrigften Punkt feiner Existenz an reden, rühren fie eine verborgene und vergeffene Saite feines Herzens an und behalten recht.

An derfelben Stelle ift mir auch aufgegangen, warum der jüngere Bodelfchwingh ein fo großer Seelenführer der Chri ftenheit war. Ich habe immer unter dem Eindruck geftanden, daẞ feine unwahrscheinliche Klugheit, die noch einige Schich ten tiefer reichte als bloße Intelligenz, ihn zum Skeptiker beſtimmt hätte, wenn er nicht der Wahrheit Chrifti begegnet wäre; und ich habe mich manchmal gefragt, ob nicht auch fein Chriftenftand nur durch eine hauchdünne Wand von der abfoluten Skepfis getrennt war. Denn er lebte völlig ohne Illufionen über den Menfchen, gerade auch den frommen Menfchen. Aber fo fonderbar es klingt: die Erkenntnis des Menfchen in der abfoluten Wehrlofigkeit hat ihn vor der Skepfis bewahrt. Denn im Umgang mit den Gemüts- und Geifteskranken, mit den Epileptikern, vor deren schwerer Leidensnacht jeder bürgerliche Rationalismus verfagt, begeg nete ihm die Tiefe der Menschheit. Und hier wurde ihm im mer aufs neue erkennbar, daß alles Leben in der Welt, buch ftäblich alles Leben davon lebt, daß es Gottes Erbarmen gibt. Der Menfch ift fo geartet, daß Gott fich feiner nur erbarmen kann. Gott kann ihn nicht loben, er kann ihn vielleicht noch nicht einmal wirklich ändern, folange fein irdifches Dafein währt, auf das Erbmaffe und Umgebung fortgefetzt ihren lähmenden Einfluß ausüben. Er kann fich nur erbarmen. Der Menfch kann wirklich nur fo exiftieren, daß Gott ihn,

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